Interview: Dagmar Meyer: „Nicht ernstgenommen“
■ Hamburgs Fahrradbeauftragte über Scherben und Parker auf Radwegen
taz: Frau Meyer, was können Sie als Hamburgs Fahrradbeaufragte gegen Scherben auf Radwegen tun? Ich habe mir heute morgen mal wieder einen Platten eingefangen und bin zu spät zur Arbeit gekommen.
Dagmar Meyer: Mit den Zuständigkeiten in Hamburger Behörden ist das so eine Sache. Für die Radwege-Reinigung sind die Anlieger oder die Stadtreinigung zuständig.
Die Stadtreinigung ist aber nicht sehr flott. Ich kenne Stellen, wo ständig Scherben liegen.
Ja, sowas gibt's leider. Wir werden häufig von BürgerInnen auf solche Orte aufmerksam gemacht. Welche meinen Sie?
Zum Beispiel vor den Kneipen in der Weidenallee oder der Eimsbütteler Chaussee.
Ach, da auch? Da kann man im Einzelfall auch mal klären, inwiefern die Kneipiers für die Säuberung zuständig sind.
Gute Idee. Und wie ist das bei zugeparkten Radwegen? Ist da die Polizei zuständig oder nicht?
Ja, natürlich. Wieso?
Mir hat vorige Woche eine Streifenwagen-Besatzung erklärt, sie hätte wichtigeres zu tun, und ist weitergefahren.
Das ist nicht in Ordnung. Es gibt Reviere, zum Beispiel in Ottensen, da wird extra ein Angestellter im Außendienst dafür eingesetzt, gegen diese Unsitte intensiv vorzugehen.
Manchen Polizisten scheint das aber als Kavaliersdelikt zu gelten.
Polizisten haben einen Ermessensspielraum. Leider gibt es immer noch welche, die durch die Autofahrerbrille gucken.
Welchen Spielraum gäbe es denn, wenn ich mein Rad auf der Fahrbahn parkte?
Vermutlich keinen. Aber die Sichtweise, daß Autos auf Rad- oder Fußwegen den Verkehr nicht gefährden, ist noch weit verbreitet. Das Grundproblem ist, daß Radfahrer als Verkehrsteilnehmer oft noch nicht ernst genug genommen werden.
Gilt das auch für Ihren Chef, Verkehrssenator Eugen Wagner?
Nein. Sonst hätte der ja meine Stelle nicht geschaffen.
Fragen: smv
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