piwik no script img

Innenminister sagen Massenpartys Kampf anVerbot von Facebook-Partys gefordert

Wenn aus 40 Gästen 800 werden, dann wurde die Party bei Facebook versehentlich öffentlich angekündigt. Daraus folgende Ausschreitungen ruft Politiker auf den Plan. Sie fordern ein Verbot.

1600 ungebetene Gäste: Ausufernde Facebook-Party Anfang Juni in Hamburg. Bild: dpa

BERLIN dpa/afp | Nach zahlreichen Fällen von aus dem Ruder gelaufenen Facebook-Partys fordern mehrere Landesinnenminister ein rigoroses Vorgehen der Behörden. "Wenn die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet wird, müssen Facebook-Partys im Vorweg verboten werden", sagte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) der Welt am Sonntag. Fänden solche Massenaufläufe bereits statt, müssten sie mit Platzverweisen aufgelöst werden.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) äußerte sich ähnlich. "Gibt es im Vorfeld einer angekündigten Facebook-Party konkrete Hinweise auf eine Gefahr für Teilnehmer oder unbeteiligte Dritte, ist es die Aufgabe einer kommunalen Ordnungsbehörde, die Veranstaltung zu untersagen", sagte er der Zeitung. Seinen Kindern rate er, nicht zu einer anonymen Masseneinladung zu gehen. "Da weiß man nie, wer kommt." Facebook-Partys mit einem überschaubaren Kreis von Eingeladenen seien hingegen "Bestandteil der Jugendkultur".

Anfang Juni hatte eine Jugendliche in Hamburg versehentlich ihre Party zum 16. Geburtstag über das Onlinenetzwerk Facebook öffentlich angekündigt. Daraufhin kamen 1600 ungebetene Gäste. 100 Polizisten waren im Einsatz. Elf Feiernde wurden wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Widerstands gegen die Polizei vorübergehend festgenommen. Am Pfingstwochenende löste die Polizei in mehreren Städten Facebook-Partys auf. Kurz darauf wurden in Wuppertal bei einer spontanen Feier mit 800 Teilnehmern 41 junge Leute vorübergehend in Gewahrsam genommen. Es gab 16 Verletzte.

Schünemann sagte der Welt am Sonntag, die Länder müssten die geltenden Gesetze konsequent anwenden und ihre Aufklärungsarbeit bei Jugendlichen und Eltern verbessern. Nötig sei ein "Internet- Führerschein" in den Schulen, um über die Gefahren von Facebook aufzuklären. "Die Jugendlichen wissen doch oft gar nicht, was sie anrichten." Die Kommunen würden ihren Aufwand den Eltern in Rechnung stellen: "Sie müssen dann für die Schäden und Müllabfuhr aufkommen. Das kann schon mal mehrere tausend Euro kosten."

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) warnte, dass aus einer harmlosen Geburtstagseinladung schnell ein "massives Sicherheitsproblem" mit unabsehbaren Folgen werden könne. Für den Einladenden entstünden manchmal "immense Kosten", weil das Ziel solcher "Partygäste" oft nur Randale und Zerstörung sei. "Wird wegen Straftaten ermittelt, muss der Verursacher womöglich auch die Kosten des Polizeieinsatzes zahlen", sagte Herrmann. In der Regel tut dies allerdings der Steuerzahler.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

23 Kommentare

 / 
  • T
    tunichgut

    versehentlich öffentlich...

     

    Facebook hätte natürlich die Möglichkeit, echte Versehen, die zu unerwünschten und teuren Folgen führen können, durch entsprechend restriktive Voreinstellungen weitgehend zu verhindern. Aber dann fielen natürlich auch die vielen schönen Schlagzeilen über Facebook weg. Und die sind Facebook sicherlich allemal wichtiger als die Verhinderung der einen oder anderen "versehentlichen Massenparty", für deren Folgen Facebook - zumindest bis dato - ja nicht im geringsten gerade stehen muss.

  • G
    Ganzabgeklärter

    Der Reiz des Neuen (z.B. Facebook-Massenpartys oder Massenverabredungen zu irgendeinem kindischen Unsinn) wird auch irgendwann abklingen, weil es dann einfach nicht mehr neu und prickelnd ist. Hoffe ich zumindest. Dass eventuelle Gesetzesverletzungen bei solchen Massen-Events (Gewalt, Sachbeschädigung, Ruhestörung etc)nicht einfach ignoriert oder geduldet werden dürfen, bedarf aber wohl keiner weiteren Erläuterung (und hoffentlich auch keiner weiteren Gesetze).

  • N
    Nachhaken

    @Josef

    Was verstehen sie mit :"z.B. solch einen Brandstifter anfährt bekommt man selbst noch ne Strafe und muss Schmerzensgeld ."

    unter "anfahren", wenn ich jemanden anfahre muss ich ihn dafür nicht mal berühren! Es gibt also keinen Grund für ein Schmerzensgeld! Es sei denn sie meinen das wörtlich und haben den Brandstifter in der Tat mit ihren anscheinend brennenden Auto angefahren, in dem Fall hätten sie doch auch bitte im Auto sitzen bleiben sollen.

     

    @Text.

    Na klar müssen wir das verbieten. Immerhin haben wir ja aktuell gesehen welche Gefahr von spontanen Treffen über Facebook u.Ä. für den Staat ausgeht.

    Wäre doch schrecklich wenn nach Lybien und Ägypten jetzt auch noch die BRD dran ist...

  • L
    Lars

    Zitat Josef:Und die Polizei darf nichts dagegen machen. Und wenn man dann z.B. solch einen Brandstifter anfährt bekommt man selbst noch ne Strafe und muss Schmerzensgeld bezahlen.

     

    Erstens kann die Polizei selbstverständlich was machen und zweitens finde ich es völlig normal das es für vorsätzliche Körperverletzung eine Strafe gibt. Ihr Beitrag läßt weit in Ihr Denken blicken und das finde ich persönlich deutlich erschreckender als ein paar angetrunkene Jugendliche.

  • D
    Debugger

    Aktuell und nicht versehentlich: Die als "Bielefelder Sommerparty" bei FB als öffentliche Veranstaltung angeleierte Sause (sollte am 6. August an der Radrennbahn stattfinden) wurde abgesagt, nachdem die beiden "Einlader" bei knapp 4000 (!) Teilnahmezusagen den Behörden kein "Sicherheitskonzept" vorlegen konnten.

    (Falls Fremdlinks hier unerwünscht sind: Sucht bei nw-news.de mal nach den entsprechenden Berichten der letzten Tage)

  • S
    Seim

    Der Mensch und nicht nur der konsumgeile und medialisierte Mensch von heute hat das Problem.

     

    Es gibt keinen Krieg, keine Ängste und wirklich keine gravierenden Probleme in diesem Land, wenn man dies mal mit anderen - sogar europäischen - Staaten vergleicht.

     

    Den Leuten ist langweilig, das Fernsehen bildet auch nicht mehr und dann kommt halt eine Facebook-Party heraus.

     

    Wenn man sich früher im Kreis mit Gitarre und Co. bekiffte und sang und feierte, ist heute halt Katz und Maus mit der Polizei und Wodka-O die Devise.

     

    Problem dabei: Freiheiten werden ausgenutzt, weil es gewisse Leute gibt, die auf Larry machen und Ausschreitungen initiieren.

     

    Was bleibt... ist weniger Freiheit und allgemeines Meckern, weil der Mensch sich wieder selbst beschnitten hat.

     

    Traurig, die Freiheit gilt hier als Feiersymbol und nicht als schützenswertes Material.

  • K
    k.xxy

    ... - oder einfach nur Trolling.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    @Josef: Was ist denn passiert?

  • X
    x.yyr

    Ich kann mir nicht helfen: jedes mal, wenn ich solche Kommentare, wie den des Nutzers "Josef" sehe, vermute ich Astroturfing.

     

    Aber so oder so ein ziemlich kurzsichtiger Kommentar, bei allem Respekt vor dem vermeintlichen Schaden.

  • J
    Josef

    Auf jeden fall begrüßenswerte Sache. Ich war auch von der Randale nach der Veröffentlichung von dem Termin auf Facebook betroffen. Leider konnte der Staat mich und mein Eigentum nicht beschützen. Wenn man versucht sein Eigentum zu beschützen wird man sogar noch von den Jungendlichen mit Bierflaschen beworfen. Leider ist fremdes Eigentum den Leuten mittlerweile egal. Autos werden abgefackelt und Häuser werden beschmiert. Und die Polizei darf nichts dagegen machen. Und wenn man dann z.B. solch einen Brandstifter anfährt bekommt man selbst noch ne Strafe und muss Schmerzensgeld bezahlen. Das kann nicht sein. Leider habe ich nicht genug Geld um in eine Gated Community zu ziehen, aber da würde ich mich sicher fühlen. In den Städten ist das nicht mehr der Fall.

  • F
    frankAB

    Genau, alles was dem Bürger in irgendeiner Weise "Nachdenken" abverlangen könnte, sollte man per Gesetz versuchen einzuebnen.

     

    Wo soll dieser Blödsinn noch hinführen? In den USA ists ja sogar verboten in Parks nach 21 Uhr unterwegs zu sein - u.A. zur eigenen Sicherheit ^^

    Das es sich idR. allerdings um Gemeineigentum handelt wird dabei vergessen. Hier werden Gesetze zur Prävention erlassen, die der Bürger nicht fordert, braucht oder will - das ist gefährlich!

    Warum aber wird nicht am Verantwortungsbewusstsein gearbeitet? Wahrscheinlich weil dies komplizierte Taktiken fordert, die keiner ausarbeiten möchte und die nur schwer zu "verkaufen" sind... *tztz* Ein Verbot von XY ist dagegen viel Publikumswirksamer.

  • E
    early_adopter

    liebe offliner,

     

    bitte entspannt euch und kommt mal weg vom "gefahren"-vokabular.

     

    wenn sich eigentlich unbekannte junge leute zusammentun und gemeinsam feiern ist das jawohl besser, als wenn sich kleine grüppchen gegenseitig bekriegen.

     

    haben wir keine anderen probleme, als ein paar ausufernde parties unseres nachwuchses? gönnts ihnen doch.

     

    oder: feiert einfach mit, dann seht ihr auch, dass es eher community-bildung fördert, als dass es eine gefahr für den rest der welt darstellt.

     

    bitte urteilt nicht über dinge, die ihr nicht kennt.

     

    danke

     

    _early_adopter

  • T
    tazitus

    Wäre es nicht einfacher, facebook zu verbieten?

  • WS
    Wolfgang Schmidt

    Die Sache wäre im Prinzip ganz einfach und ruckzuck aus der Welt zu schaffen:

    Alles, was FACEBOOK tun muss, um das Problem zu lösen - oder was die Politiker oder Datenschützer oder die Justiz von Facebook erzwingen muss, ist, dass man bei einer Veranstaltung das Häckchen zu "Öffentliche Veranstaltung" AKTIV machen muss, wie es auch bei Kaufentscheidungen oder ähnlichem im Netz Pflicht ist.

    Momentan ist bei Facebook nämlich das Häckchen bei "Öffentliche Verantstaltung" bereits automatisch gesetzt, so dass man es erst wegklicken muss. Wer zu schnell ist und nicht aufpasst, der hat ein Problem.

    Als FACEBOOK: HANDELN und zwar presto, bitte!!!

  • D
    defacto

    Die Bürger könnten sich so auch zu Demos u. Generalstreik verabreden. Das ist wohl der Hintergedanke. Irgendwann wird das Faß sowieso überlaufen.

     

    Gruß

    DF

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Jetzt wollen sie also verbieten, dass sich irgendwelche Leute spontan irgendwo treffen.

     

    Das neue ist, dass sich inzwischen 1000 Leute ohne großen Aufwand verabreden können.

     

    Und vor dieser Organisationsmacht haben die Politiker natürlich Angst, denn bisher konnten sowas halt nur die Boulevard-Schwätzer (wieviele Leute tauchen auf, wenn ein Promi zu Besuch kommt und die Hetz-Zeitung darüber schreibt?).

     

    Ich denke, wovor die Scharfmacher wirklich Angst haben, ist dass die Parties politisch werden. Dann würden sie sich nämlich plötzlich einer politisierten Gruppe von Leuten gegenübersehen, die genug Freizeit haben, um einfach zu irgendjemand fremden auf den Geburtstag zu fahren. Nicht abzusehen, was passieren würde, wenn die ihre Zeit für politisches nutzen würden…

     

    Also besser gleich im Keim ersticken. Denn nichts fürchten undemokratische Politiker mehr, als dass sich viele Leute einfach so treffen.

  • A
    AlexsZander

    Ich frage mich wie dieser Gesetzestext aussehen soll der derartige Veranstaltungen verbieten möchte. Entweder das wird ein Gummiparagraph, der nach belieben von den Behörden ausgelegt werden kann und damit auch freiheitsgefährend ist oder der Paragraph wird viel zu eng, so dass er eigentlich ständig angepasst werden müsste.

    Man stelle sich doch einmal die Formulierung konkret vor: "Es ist verboten auf facebook allgemein und anonym zu Partys einzuladen." Völliger Unsinn wäre so etwas. Diejenigen, die weiterhin Interesse haben so etwas zu tun werden ganz einfach andere social Networks benutzen. Der Begriff social Network ist aber wiederum viel zu schwammig um ihn in einem klaren Gesetzestext einbauen zu können.

  • T
    Tomate

    Wer kommt eigentlich für die wöchentlich nötigen Poleizeieinsätze auf, wenn sich tausende betrunkene Fußballfans auf den öffenntlichen Straßen rund um die Stadien tummeln?

    Das ist ein immenses Risiko für die innere Sicherheit und ein unkalkulierbarer Kostenfaktor. Ein Verbot wäre die einzig gute Lösung. Dann wäre auch mehr Geld da, um Facebookparties polizeilich abzusichern.

  • E
    Emotiv

    Man sollte die sogenannte "Boulevardpresse", die reißerische Schlagzeilen daraus machen und "natürlich" die Daten, wie Veranstaltungsort, Termin und Facebookseite, in ihren "Berichten" nennt, zu den entstandenen Kosten heranziehen! Sie schüren Chaos und Gewalt!

  • M
    moe

    @k.yyr:

    Vielen Dank, dass sie all das, was ich dachte, schön formuliert geäußert haben!

  • DW
    Der Wachsahme

    Immer schön den Scharfmacher spielen. Das bewirkt meist genau das Gegenteil von dem was man eigentlich erreichen möchte.

     

    Nur zu blöde, dass die Netzgemeinde dies schon längst erkannt hat. Somit:

     

    Weitermachen liebe Politiker. Der Schuß wird nach hinten los gehen. Aber sowas von...

  • K
    k.yyr

    Was sind denn diese sogenannten Facebook-Parties? Parties, zu denen man sich über Facebook verabredet? Quasi Telefon-2.0-Parties? Wenn ich dieses Wortkonstrukt höre, frage ich mich, ob die Leute vergessen haben, dass man sich zu Parties in den meisten Fällen auf irgendeinem Weg verabredet.

     

    Alles, was Facebook verändert hat, dass es einfacher geworden ist, die Größe einer solchen Party in bisher unbekannte Dimensionen zu treiben.

    Deswegen sind das aber immer noch Parties und keine Facebook-Parties.

    Wenn eine Versammlung im öffentlichen Raum zu groß wurde, hatte die Exekutive (wie der Text ganz richtig feststellt) sowieso schon seit je die Mittel, diese auch aufzulösen.

     

    Es scheint so, als offenbart sich hier das digitale Unwissen einiger Politiker und Eltern, die ihren Internet-Führerschein noch nicht gemacht haben. Jetzt wird, wie oft beim Thema "Digitale Phänomene", wirrer Aktionismus an den Tag gelegt, eine etwas größere Party wird "Massives Sicherheitsproblem" genannt und ein Verbot von etwas gefordert, was es gar nicht gibt.

     

    Moment mal: massives Sicherheitsproblem? Im Ernst? Es wurde vor kurzem Bekannt, dass die sächsische Polizei eine ganze Großstadt überwachen durfte. Das ist ein Sicherheitsproblem.

    Was genau nennen die Minister nun ein massives Sicherheitsproblem? Eine in diesem Ausmaß ungeplante Feier, an der am Ende 800 Menschen teilgenommen haben und ein Paar verletzt wurden? Schwätzer.

    Dann wagt es ein Herr Hermann auch noch, den Gästen ihre Motive ("oft nur Randale und Zerstörung") zu diktieren?

    Und diese Kosten erst, die der Steuerzahler zu tragen hat. Die müssen ja immens sein; beinahe staatspleiteherbeiführend. Lässt ja die Kosten einer Funkzellenauswertung beinahe mickrig aussehen, so eine wilde Fete.

     

    Klingt so, als wollten diese Leute der "Event-Erstellen"-Funktion bei Facebook den Krieg erklären. Naja, das ist reichlich... - digital unreif.

  • E
    esgibtwichtigereszuentscheiden

    Sorry aber gibt es nicht deutlich wichtigere Dinge zu klären? Man kann die Menschen nicht vor Ihrer eigenen Dummheit schützen. Wer Facebook benutzt und dann auch noch so Ahnungslos ist dass er nicht weiß wie er einen Veranstaltungshinweis richtig konfiguriert ist selber schuld und sollte für die Kosten des Polizeieinsatzes aufkommen müssen. Da es meist Minderjährige sind eben die Eltern.