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■ In der Intensiv-Tierproduktion geht Geld über GesundheitDer ganz normale Wahnsinn

Die Briten wären gut beraten, wenn sie alle ihre elf Millionen Rinder töten würden. Das ist sicherlich ein riesiges logistisches Problem, aber eben nur ein logistisches und kein tödliches. Seine Lösung wäre die Voraussetzung dafür, endgültig die Angst aus den Hirnen und wieder britisches Rindfleisch in die Mägen zu bringen.

Bei uns kann ein Maximum an Sicherheit nach wie vor nur bekommen, wer die Bezugshöfe seiner Schlachter kennt und sich nicht darauf verläßt, daß plötzlich wirklich 100 Prozent des hier verkauften Rindfleisches „aus der Region“ stammen, wie neuerdings behauptet wird.

Der riskante Umgang mit der tierischen und menschlichen Gesundheit lohnt sich. Aber in der intensiven Tierproduktion wird damit fette Beute gemacht. Deshalb wurden ehemals ganz legal Rinder mit dem Fleisch von Schafen und Rindern gefüttert. Deshalb soll die EU nun endlich die Mägen ihrer mündigen BürgerInnen auch für Hormonfleisch öffnen, wie die USA im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO fordern und damit sogar vor Gericht ziehen. Deshalb hat es bei dem – auch zur Mast verwendeten – Hormon Diethylstilböstrol zwanzig Jahre gedauert, bis seine krebsauslösende Wirkung als wissenschaftlich belegt galt.

Extrem schnelles Wachstum und krank machende Haltungsbedingungen schwächen das Immunsystem der Tiere. So werden sie zum „gefundenen Fressen“ für Krankheitserreger. Dagegen wiederum werden Antibiotika eingesetzt; deren tonnenweises Verfüttern aber hat bereits zu einem immer bedrohlicheren Ausmaß von Resistenzen bei den Krankheitserregern geführt.

Dieser ganz normale Wahnsinn bedroht nun alle: vom Hamburger-Fan bis zum Vegetarier.

Denn sogenannte Kreuzresistenzen zwischen tier- und humanpathogenen Erregern können bewirken, daß auch die in der Humanmedizin verwendeten Antibiotika zunehmend wirkungslos bleiben. Der Mikrobiologe Prof. Dr. Bitter-Suermann hat die Konsequenz als erster so deutlich benannt: „Noch zehn Jahre, und wir stehen mit leeren Händen da.“ Anita Idel

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