: In den Fußstapfen von Peter Handke
betr.: „Verdammt fehlbar“ von Jony Eisenberg, taz vom 20.3.06
Es ist schwer zu verstehen, warum Herr Eisenberg sich ein zweites Mal am Haager Kriegsverbrechertribunal und dem verstorbenen Milošević abarbeitet. Dass er dabei aber mit Halb- und Unwahrheiten argumentiert, ist nicht akzeptabel. So ist es zum Beispiel einfach idiotisch anzunehmen, „russische Spezialärzte“ könnten medizinische Maßnahmen ergreifen, die in einem medizinischen Hochleistungsland wie den Niederlanden nicht zur Verfügung ständen. Viel plausibler ist die Annahme, Milošević hätte, einmal in Moskau, Wege gefunden, nicht wieder nach Den Haag zurückkehren zu müssen.
Zum anderen ist die von Herrn Eisenberg kritisierte lange Prozessdauer zum Teil genau dadurch zustande gekommen, dass das Gericht Rücksicht auf den Gesundheitszustand des Angeklagten nahm und die Zahl der Verhandlungstage pro Woche reduzierte. Aber mit viel bösem Willen kann man auch das natürlich so uminterpretieren, wie Herr Eisenberg das tut.
Wenn Herr Eisenberg in die Fußstapfen von Peter Handke treten will, soll er das um Himmels willen machen. Aber er soll es nicht auch noch wochenlang in der taz breittreten!
HERBERT OTTEN, Köln
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.