■ Illustre Illustrierte (11): Zehn Tips für Gentlemen
„Aus dir wird nie ein Gentleman!“ – Welcher Junge hat sich diesen Ausruf seiner Mutti nicht anhören müssen, wenn er der Omi wieder mal nicht in den Mantel geholfen hat. Ein Problem, das in den besten Familien vorkommt. Dabei haben wir es weniger mit der Boshaftigkeit des Sohnemannes zu tun als mit seinem Unwissen, was denn einen Gentleman wirklich ausmacht. Folgende Tips, entwickelt aus der Zeitschrift Gentleman's, sollten alle Mütter ihren Sprößlingen deshalb frühzeitig ans Herz legen:
1. Gentlemen lesen langsam. Oder sind zumindest so geduldig wie Papier: Seit gut einem Jahr macht die Gentleman's-Redaktion der Männer Vogue Konkurrenz, und seitdem hat sie es auf sage und schreibe zwei Ausgaben gebracht.
2. Gentlemen sind faul. Vornehmer ausgedrückt: Sie lassen Damen den Vortritt. Herausgegeben wird die Zeitschrift mit Helmut Werner zwar von einem Mann, in der Redaktion arbeiten aber fast ausschließlich Frauen.
3. Gentlemen haben ein Herz für Greise: Einziger männlicher Mitarbeiter von Gentleman's ist Seniorkolumnist Yani Begakis. Er hockt nicht in der Stuttgarter Redaktion, sondern in Hollywood, um den Stars jederzeit auf die Pelle rücken zu können. Aber wäre da nicht eine junge Blondine etwas geeigneter?
4. Gentlemen packen die Dinge am Schopf. Auch am eigenen. Eine ganze Seite von Gentleman's Nr. 2 widmet sich den kahlen Stellen am Hinterkopf und empfiehlt: „gezielte Pflege und positive Lebenseinstellung“. Deshalb 5.: Gentlemen sind außerdem leichtgläubig.
6. Gentlemen lieben Düsseldorf. Nicht München, nicht London, nicht New York, nein: Düsseldorf. Im „City Guide“ werden die In-Bars der Stadt vorgestellt. Gar nicht gewußt, daß es da welche gibt.
7. Gentlemen haben zuviel Geld. Nicht nur, weil sie freiwillig acht Mark für diese Zeitschrift berappen. Das Blatt stellt auch das „DAX-Programm für den dynamischen Anleger“ vor.
8. Gentlemen sind ganz offen. Nicht unbedingt in ihren Affären, sehr wohl aber in ihren Autos. Alles was vier Räder hat, ist in der Zeitschrift ein Cabrio. Aber aufgepaßt beim Auto- Kauf: „Stange is out, maßschneidern ist angesagt.“
9. Gentlemen sind voller Widersprüche. Der größte Gentleman der Weltgeschichte war vermutlich Dr. Jekyll alias Mr. Hyde. Erst widmet sich das Blatt ausführlichst dem Golf (nicht dem ollen VW, sondern dem Sport, bei dem die Mode am wichtigsten und gleichzeitig am häßlichsten ist) und dann dem American Football (wo die Mode weniger wichtig ist).
10. Gentlemen scheren sich nicht um die Grammatik. So viele Kommafehler wie in Gentleman's habe ich noch in keiner anderen Zeitschrift entdeckt. Die Grammatik-These kann übrigens jeder aus eigener Erfahrung bestätigen: Haben Sie schon mal einen freundlichen, zuvorkommenden und höflichen Deutschlehrer erlebt? Micha Schulze
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen