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Archiv-Artikel

Idee von Entertainment

Glauben Sie dem Hype? „The Robocop Kraus“, möglicherweise das nächste große Ding des um Pop wissenden Indierock-Eklektizismus, gastieren am Freitag in Hamburg

Sie machen es spannend. Kurz vor Redaktionsschluss flattert die Information herein, dass sich der Auftrittsort von The Robocop Kraus kurzfristig ändern könnte. Liegt es an (ein wenig überraschend) atemberaubenden Vorverkaufszahlen? Ist es der Ruhm, der da seinen Schatten vorauswirft? Wollen nach der unlängst erfolgten first appearance in der einschlägigen Welt-, oder doch wenigstens Fachpresse im größeren Rahmen – in Form einer Kölner Musikzeitschrift – derart viele Menschen die, wie es heißt, Bühnensensation sehen, dass einer der größeren Rockschuppen der Stadt das neue Forum wird?

Denn die Begeisterung schlägt hohe Wellen anlässlich des demnächst beim Hamburger Label L‘Age d‘Or herauskommenden – je nach Berücksichtigung einer Split-LP – vierten oder fünften Albums von The Robocop Kraus. Darauf mischen die Nürnberger (bzw. Herzbrucker) die eigene Vergangenheit in energischen Hardcorebands mit einer Hand voll der in diesen Tagen so beliebten 80er-/New Wave-Klangfarben und einer Idee von Entertainment, die viel mit fehlender Angst vor uncoolen Entscheidungen zu tun hat (aber gleichwohl durchaus coole Ergebnisse zustande bringt).

Heraus kommt dringlicher Power-Pop mit lodernden Soul- und trügerisch kühlen Elektroanteilen. Von vielem das Beste, ohne eine plakative Form von Eklektizismus zu propagieren, ein Zusammenbringen von mehr oder weniger Passendem entlang einer unausgesprochenen Leitlinie, die vielleicht auf den Namen Geschmackssicherheit hört. Irgendwie folgerichtig ist da wohl auch die Outfitfrage gelöst: Angeblich schwitzt sich die Band auf ihren ausgedehnten Tourneeen so durch ihre irgendwann auch einmal moderne Herren-Oberbekleidung, ganz im Sinne eines nicht zuletzt in Hamburg geprägten Verständnisses davon, wie, tja, Punkrock im guten Sinne funktionieren kann. Und live sind sie nochmal besser, gar am allerbesten, wird einhellig berichtet.

Noch kürzer vor Redaktionsschluss dann Entwarnung: The Robocop Kraus spielen doch im Hafenklang, allerdings im 1. Stock. Was angenehme Club-Intimität bedeuten kann – oder reichlich Körperkontakt mit schwitzigen Mitmenschen. In jedem Fall ist rechtzeitiges Erscheinen empfehlenswert. Aber das beherzigen diejenigen, die nachher sagen können wollen, sie seien dabei gewesen, ja wohl ohnehin. ALEXANDER DIEHL

Freitag, 21 Uhr, Hafenklang (oben)