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Archiv-Artikel

ISRAELS MILITÄR BEKOMMT EINEN NEUEN STABSCHEF So wird der Frieden nicht stabiler

Die Amtszeit von Israels Stabschef Mosche Jaalon wird nicht verlängert – ein unübliches Vorgehen. So unklar die Gründe für die Entscheidung von Premierminister Ariel Scharon bleiben, so unbestritten ist, dass die Palästinenser dies nicht bedauern werden. Dabei spielte Jaalon eine zentrale Rolle bei der Planung des Abzugs aus dem Gaza-Streifen. Selbst für eine weiter gehende Amnestie palästinensischer Inhaftierter als von der israelische Regierung gewünscht hat er sich ausgesprochen.

Doch die vergangenen zweieinhalb Jahre der Amtszeit Jaalons sind auch gezeichnet von zahllosen Militäroperationen in den Palästinensergebieten, die sich rückblickend als katastrophale Fehler herausstellten, wie die Armee selbst zumindest teilweise eingestand. Dazu gehörte die Exekution des militanten Hamas-Führers Salah Schehade, bei der 14 unbeteiligte Menschen ums Leben kamen. Auch die Tötung der beiden politischen Hamas-Führer Jassin und Rantisi gehen auf das Konto von Jaalon, der auch dafür verantwortlich war, dass israelische Panzer Ende vergangenen Jahres hunderte Menschen im nördlichen Gaza-Streifen obdachlos werden ließen. 135 zumeist Unbeteiligte starben bei der israelischen Vergeltungsaktion für einen vorangegangenen Raketenbeschuss.

Immerhin: Jaalon hat glaubwürdig seine Bereitschaft signalisiert, eine neues Kapitel im Verhältnis zu den Palästinensern zu beginnen. Zugleich gehört der Abzug aus dem Gaza-Streifen, der zeitlich mit dem Ende der Amtszeit Jaalons zusammenfällt, zu den schwierigsten Missionen der israelischen Armee. Schwieriger noch als die Räumung der Siedlungen auf der Sinai-Halbinsel, die im Rahmen eines Friedensvertrags an Ägypten zurückgegeben wurden, denn mit den Palästinensern gibt es vorläufig keine andere Vereinbarung als einen noch sehr wackligen Waffenstillstand. Der wird nicht stabiler, wenn Jaalons Nachfolger wirklich Luftwaffenchef Dan Chalutz wird. Der hatte die Exekution Schehades kommandiert und trotz der 14 unbeteiligten palästinensischen Opfer verlauten lassen, dass er deshalb „keine schlaflosen Nächte“ habe. SUSANNE KNAUL