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Archiv-Artikel

ISABELL LOTT WUTBÜRGER Da ist diese Bank an meiner Seite

Das neue Jahr ist gerade drei Wochen alt, und schon bin ich an meinen guten Vorsätzen gescheitert. Die waren auch echt langweilig: weniger Drogen, mehr Bewegung. Mein ohnehin schwächelnder Wille wurde von meinen Kollegen derb untergraben, indem sie mich fragten, ob ich ins Lager der Gesundheitsapostel und Selbstoptimierer wechseln möchte. Natürlich nicht – und deshalb bin ich wieder ganz die Alte vom letzten Jahr. Meine Bank tickt da anders; die ist voller Elan ins neue Jahr gestartet und beballert mich mit Angeboten. Sie haben sich wohl vorgenommen, 2014 ein kleines Griechenland aus mir zu machen.

Zuerst haben sie, so meine Vermutung, das Konto untersucht und festgestellt, der Frau könnten wir Versicherungen andrehen. Deshalb schrieben sie mir, ich solle doch mit frischem Schwung den Jahresanfang nutzen und das Thema endlich in Angriff nehmen. Das würde ich doch sicher schon lange vor mir herschieben. Stimmt genau und dabei werde ich es auch belassen. Kurz darauf kam das Angebot, mit mir einen Fahrplan für eine sorglose finanzielle Zukunft zu erstellen. Da die Bank bestens über meine Einkünfte informiert ist, empfand ich das als üble Häme und warf den Brief weg.

Ein wirklicher Angriff auf meine finanzielle Unversehrtheit sind die Privatkredite, die sie anbieten und die direkt auf meine niederen Instinkte abzielen. Ich fühle mich total verstanden, wenn die Spaßvögel schreiben, ich soll mir doch endlich mal was leisten, eine richtige Traumreise. Ich gehe davon aus, dass die meine Abbuchungen von Billighotels in Brandenburg registriert haben.

Aber ich bleibe standhaft, denn der Ort, den ich wirklich nicht sehen möchte, ist eine Bankfiliale, in der mir eine Kundenberaterin eröffnet, dass mein Konto gesperrt sei. Da gehöre ich lieber weiterhin zu den Kunden, die seit Jahren nur noch mit den Automaten im Eingangsbereich kommunizieren dürfen. Also ganz die Alte.

Hier wüten abwechselnd Isabell Lott und Kai Schächtele