INTERVIEW: Zukunftsbündnis mit Unternehmern
■ Ralf Fücks (40), Landtagskandidat der Grünen in Bremen: „Keine Frontalopposition gegen Unternehmer, sondern eine Synthese von Ökonomie und Ökologie
taz: Braucht das hochverschuldete Bundesland Bremen nicht eine höchst wirtschaftsfreundliche Politik?
Ralf Fücks: Wenn sich Wirtschaftspolitik absolut setzt, zerstört sie die Stadt. Das kann man in Bremen auch schon sehen, daß sie Verkehrschaos anrichtet, die Lebensqualität, die Gesundheit, die Umweltqualität ruiniert. Zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik muß sich in Stadtentwicklung einbinden. Wir wollen eine ökologische Konversion der bremischen Ökonomie, eine Umverteilung der Mittel hin zur Förderung ökologischer Technologien. Dieser Versuch, eine Synthese von Ökologie und Ökonomie zu entwickeln, ist ökonomisch zukunftsträchtiger.
Machen die Unternehmen mit bei ökologischen Investitionskontrollen?
Es geht weniger um Investitionskontrolle als um eine intelligente Kombination von Abgaben, Normierungen und Subventionen, also auch um ein Anreizsystem. Zudem ist klar, daß eine ökologische Modernisierungspolitik nicht in der Frontalopposition mit praktizierenden Unternehmern geht, sondern nur, wenn es eine Koalition gibt, die auch in dieses Spektrum hineinreicht.
Was für eine Koalition?
Weniger eine Parteienkoalition als eine gesellschaftliche. Die politische Form, in der das umgesetzt werden kann, ist nach Lage der Dinge nur rot-grün.
Ohne FDP? Wäre das nicht eine politische Herausforderung, sich mit der Koalition, die man gesellschaftlich will, auch politisch zu konfrontieren?
Das Problem bei der Bremer FDP ist, daß sie in allen wirtschaftspolitischen und Stadtentwicklungsfragen eine knallharte wirtschaftsliberale und wachtstumsorientierte Position vertritt, also gerade der Gegenspieler zu den Grünen ist. Für mich käme es darauf an, der FDP das Monopol wirtschaftspolitischer Kompetenz streitig zu machen.
Was macht das ökologische Wirtschaftsaktionsprogramm mit dem 11.000 Mann starken bremischen Rüstungskonglomerat Vulkan?
Es ist klar, daß Rüstungskonversion in erster Linie von der Bundespolitik abhängt und von der Reduktion des Rüstungsetats und Umlenkung in Mittel für zivile und ökologische Projekte...
Ist eine rot-grüne Koalition eine Empfehlung an Bonn, Geld nach Bremen zu geben?
Das ist eine Frage der regionalen Strukturpolitik. Man kann nicht Regionen, die im hohen Grad von Rüstungsaufträgen abhängen, einfach den Geldhahn abdrehen, ohne Alternativen zu fördern. Interview: Klaus Wolschner
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