INTERVIEW: »Wir können nicht umschwenken«
■ Die Wildecker Herzbuben im Gespräch
taz: Wie schaffen Sie es, sich jedesmal neu zu motivieren, wenn Sie an 320 Tagen 370 Mal auf der Bühne stehen?
Gliem: Das ist kein Problem, weil wir genau das machen, was wir auch machen würden, wenn das nicht unser Beruf wäre. Wir machen Musik, wir freuen uns, daß wir das machen können.
Sie sind doch musikalisch vielseitiger, als es Ihre Platten vermuten lassen. Warum diese Festlegung auf Dudelmusik?
Kennen Sie ein Publikum, daß Joe Cocker und Volksmusik liebt? Das Publikum gibt's nicht. Wenn Sie das kommerziell aufziehen wollen, dann müssen Sie das so machen, daß man ein bestimmtes Publikum anspricht.
Hans Emmert (Tourneeleiter): Die Herzbuben machen keine Volksmusik, sondern Pop für Ältere.
Gliem (verärgert): Wir machen zumindest volkstümliche Musik. Die Leute kommen hierher, um volkstümliche Musik zu hören. Ich will die Ware, die ich kaufe, auch ganz haben, egal ob das Musik ist oder eine Krawatte. Wenn ich sage, ich will die und die Ware haben, kann mir der, der sie verkauft, nicht einfach irgend etwas anderes geben.
Wir werden also auch weiterhin von den Herzbuben ausschließlich Schunkelhits hören?
Gliem: Wir können nicht umschwenken, das geht doch gar nicht. Wenn wir das machen würden, könnten wir nichts mehr verkaufen. Die jungen Leute würden sagen: Von den Volksmusikfuzzis da kaufen wir nichts. Die Alten würden sagen: Oh, was machen die denn jetzt für'n Zeug. Ende aus basta.
Ist es nicht anstrengend, immer wieder den lustigen Buben auf der Bühne zu spielen?
Schwalm: Das ist nicht gespielt. Wir sind mit Leib und Seele Musiker. Egal ob ich auf der Bühne stehe oder jetzt hier bin, ich bin Musiker. Ich bin Musiker, weil ich es gerne sehe, wenn sich andere an meiner Musik erfreuen, und da trenne ich nicht zwischen Bühne und Privatleben.
Wie fühlt man sich als Shootingstar?
Gliem: Wir leben gerne und gut mit unseren Fans. Und dieses Angequatscht-Werden sind wir lange, lange gewöhnt. Wir waren schon immer Lokalmatadoren, und wenn wir in Bad Hersfeld spazieren gingen, da konnten wir auch keine 20 Meter gehen, ohne daß wir angequatscht wurden. Da haben wir keine Probleme. Interview: Werner
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