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INTERVIEWPercy MacLean: »Ich war mal in Afghanistan...«

■ Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Juristen, MacLean, für die Legalisierung von Haschisch

taz: Herr MacLean, haben Sie Erfahrungen mit Haschisch?

Percy MacLean: Ja. Als ich 1969 mit einigen Jura-Kommilitonen auf einer Indienreise war, habe ich in Afghanistan und in Indien Haschisch probiert, und zwar mit Tee oder in Schokolade und Brot eingebacken. Da ich Nichtraucher bin, war ich auf solche Methoden angewiesen. Aber ich habe leider keine Wirkung gespürt. Meine Kommilitonen haben die tollsten Zeichentrickfilme vor dem inneren Auge ablaufen sehen und sich auf die Schenkel geklopft. Ich fühlte mich richtig ausgeschlossen.

Lag das vielleicht daran, daß Ihre Kommilitonen schon öfters mit Haschisch zu tun hatten?

Ja, die stammten aus der Berliner Szene, während ich aus dem verträumten Bonn dazugestoßen war. Ich habe es danach nie mehr ausprobiert, zumal einer meiner Kommilitonen später Schweißausbrüche und Übelkeit bekommen hatte.

Womit berauschen Sie sich denn?

Am liebsten mit Sekt.

Was halten Sie von der Forderung nach Legalisierung von Haschisch und Marihuana, die jetzt durch das Lübecker Landgerichtsurteil wieder aktuell geworden ist?

Ich halte die Diskussion für längst überfällig, daß die weichen Drogen entkriminalisiert werden müssen. Der Nachweis, daß es sich um eine Einstiegsdroge in die harten Drogen handelt, ist nicht geführt worden. Die Kriminalisierung schadet den Beteiligten, erhöht letzlich den Gewinn der Dealer, kostet viel Geld und bindet Arbeiskraft der Polizei auf Kosten der Bekämpfung harter Drogen. Die Kritik an dem Lübecker Urteil weise ich mit Nachdruck zurück, weil ich es für selbstverständlich halte, daß ein Richter eine Sache dem Bundesverfassungsgericht vorlegt, wenn er davon überzeugt ist, daß hier der Gleichbehandlungsgrundsatz oder andere verfassungsrechtliche Prinzipien mißachtet werden. Ich halte es für unredlich, wenn man auf der einen Seite den Ostrichtern vorwirft, sie hätten bestimmte Gesetze nicht anwenden dürfen, weil diese mit höherem Recht unvereinbar seien, und auf der anderen Seite dem Lübecker Landgericht — das genau solche Zweifel artikuliert — Anpassung vorschreiben möchte.

Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Juristen wird also klar für eine Legalisierung weicher Drogen eintreten?

Davon gehe ich aus. Interview: Plutonia Plarre

Der 45jährige Percy MacLean ist Richter am Berliner Verwaltungsgericht.

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