INGO ARZT ÜBER ETHISCHE GELDANLAGEN : Kein Schwein sein beim Sparen
Wer bei ethisch-sozialen Geldanlagen nicht ganz genau prüft, was er da kauft, wird meist verarscht. Bei einer Studie von Verbraucherschutz und Stiftung Warentest kam jetzt erneut ans Licht, dass von 46 vermeintlich nachhaltigen Fonds gerade mal einer alle Kriterien erfüllt, die gemeinhin mit derartigen Anlagen verbunden werden. Also keine Atomkraft, keine Kinderarbeit, keine Rüstungsproduktion, dafür Geld, das gezielt in Firmen fließt, die in ökologische oder soziale Unternehmungen investieren.
Die Probleme in dem Sektor nachhaltiger Geldanlagen sind gewaltig. Firmen, die es wirklich ernst meinen damit, wenig Energie zu verbrauchen, ordentliche Löhne zu zahlen und umweltfreundliche Produkte herzustellen, die dafür auf kurzfristige Rendite verzichten, gehen ein großes Wagnis ein. Besonders, wenn sie diese Kriterien auch noch auf ihre Zulieferer anwenden. Bis die Kunden, die dann aus Gewissensgründen mehr Geld für die nachhaltige Produkte zahlen, wirklich Vertrauen aufgebaut haben, vergehen Jahre. Der Markt ist klein, die meisten Menschen kaufen, was billig ist – weil sie allzu oft nicht wissen, wann Produkte wirklich nachhaltig sind und wann nur eine geschickte PR-Kampagne ein paar grüne Versprechen hübsch in Szene setzt.
Umso wichtiger ist es, dass es Anleger gibt, die geduldig warten, bis sich langfristige, ethischere Geschäftsmodelle auszahlen. Die Nachfrage nach solchen Anlagen wächst seit Jahren, Geld wäre eigentlich da. Umso wichtiger ist es, klare, transparente Regeln zu schaffen, wann Fonds und andere Anlageformen wirklich ethische und soziale Unternehmungen unterstützen und wann nicht. Die Akteure auf den Finanzmärkten scheitern seit Jahren an derartigen Regeln, wohl auch, weil sie kein Interesse haben, dass ans Licht kommt, wenn vermeintlich ethische Aktienfonds ihr Geld in Chemie- oder Autokonzerne stecken.
Wirtschaft + Umwelt SEITE 8