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Archiv-Artikel

IN LICHTENBERG IN EINEM TAXI UND SPÄTER IN EINER BAR: UNNÜTZES POPWISSEN GALORE Warum die Prinzessin nie ins Berghain geht

VON RENÉ HAMANN

Im Taxi nach Lichtenberg erzählte sie von Monaco. Davon, wie sie einmal mit Sharon Stone an einer Bar stand, ohne sie zu erkennen, und draußen die Rennwagen durch die Stadt flitzten. Daniel Ducruet hatte sie später nach Hause gebracht und erzählt, dass Stephanie ihren Ennui bevorzugt mit Kartenspielen bekämpfte; sie spielte Poker oder legte sich Patiencen, spielte echtes Solitär sozusagen. Ducruet war darüber sehr unglücklich.

Dann erzählte sie, Lady Gaga sei ja in der Stadt gewesen, hier in Berlin, und sei nach ihrem tollen Konzert noch ins Berghain. Sie selbst sei noch nie ins Berghain gegangen, schon wegen Helene nicht. Sie halte es lieber mit Madonna, die sei schließlich auch nicht ins Berghain, sondern zum Wodkatrinken ins Kaffee Burger. Es gibt wohl Fotos davon.

Draußen fiel der Regen. Die Frankfurter Allee machte sich als Kulisse gut. Dass ich einmal mit Amy Winehouse allein in einem Hotelzimmer gewesen war, eines Interviews wegen, fiel mir erst später ein. Oder ich hatte es schon vorher erzählt. Amy Winehouse saß mir im dunkelblauen Trainingsanzug gegenüber und gab kurze Antworten. Im Park Inn am Alexanderplatz. Immerhin nahm sie die Zigarette an, die ich ihr angeboten hatte, und erzählte von ihrem Freund und künftigen Ehemann, der in Paris auf sie wartete und den sie so vermisste. Sie hatte das so aufgesetzt erzählt, erinnerte ich mich, als ob sie mich nur für einen weiteren Yello-Press-Heini gehalten hatte, oder, zweite Möglichkeit: Es stimmte so und sie lebte diese Scheinromantik ganz echt nach. So wie Stephanie von Monaco „Spider Solitär“ nachspielte, mit echten Karten. Sex findet in dieser Welt vermutlich auch erst seit der Pornografiewelle im Internet statt. Oder auch nur da – und sonst eben gar nicht.

Jack & Meg im Treppenhaus

Ich habe auch einmal mit Jack und Meg White in einem Treppenhaus gestanden, Interview mit Webcam, und alle fünf Minuten sagte die Zeitschaltuhr „Gute Nacht“ und wir standen im Dunkeln. Ich glaube, die Whites kamen sich etwas verarscht vor. Ihre Antworten fielen jedenfalls recht einsilbig aus, und das gefilmte, zurechtgeschnittene Interview ging anschließend in den Wirren des New-Economy-Untergangs irgendwo verloren. Was vermutlich besser so ist.

Vorher hatten wir ein Paar Engländer abgehängt, und eine ganze Peergroup, in der Bar, die voll war, aber wie stets die richtige Atmosphäre hatte. Einer der Engländer hieß Brian wie einer von den Backstreet Boys. So etwas wusste sie. Sie konnte die Besetzung der Backstreet Boys aufsagen (die von Take That und ’N Sync aber nicht). Von Take That hätte ich zwei gewusst, von den anderen keinen einzigen. Für Boygroups hatte ich mich nie interessiert. Was ich wusste, war, dass Aleksandra Bechtel mal mit einem von ’N Sync zusammen war, oder war es doch irgendeine andere Group, warum mochte ich eigentlich Aleksandra Bechtel? Weil sie so faszinierend auf einem ganz anderen Planeten unterwegs war. Auf dem Planeten Ruhmsucht und Dummheit, und am Ende kommt dann eben die Moderation zu Big Brother 10 dabei heraus.

Vielleicht war es auch ihr Knie. Einmal, bei „Interaktiv“ (Viva), hielt der Kameramann auf ihr Knie, was sie im Kopf nicht aushielt. „Jetzt hör endlich auf, mich visuell abzutasten“, hat sie vermutlich nicht gesagt, sie hat es wohl einfacher ausgedrückt. Eine Kameraschönheit wehrt sich gegen die Kamera – ein doppelt schöner Moment.

Das Wasser fiel weiter. Die Lichter in Lichtenberg gaben sich nicht unbedingt großstädtisch. Katzengülden schienen sie aus den Topflampen der damaligen DDR. Aber die Tore des Schlosses standen weit offen. Die Prinzessin und ich schlüpften hinein.