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Archiv-Artikel

IN DEN USA GIBT DER KANDIDAT DER DEMOKRATEN DIE RICHTUNG VOR Einigung mit Wandel

Sind die US-Demokraten endlich am Ziel? Barack Obama zumindest sieht sich kurz vor dem Sieg und erklärt, dass er nun die Mehrheit der gebundenen Delegiertenstimmen erreicht hat. Dass seine Rivalin Hillary Clinton unterdessen noch einmal haushoch im ländlich-konservativen Kentucky siegt, interessiert dabei nur noch wenig. Zwar wird Obama für den endgültigen Ritterschlag noch ein Weilchen kämpfen müssen, weil sich zahlreiche Superdelegierte noch immer nicht entschieden haben. Aber an dem Juniorsenator aus Illinois geht für die Demokraten kein Weg mehr vorbei. Am Ziel sind sie deswegen noch nicht. Dieses muss jetzt lauten, die Partei nach einem spalterischen Vorwahlkampf wieder zu einen und die Hillary-Fans mit den Obama-Verehrern auszusöhnen. Eine herkuleische Aufgabe, da sich von Beginn des Wahlkampfs an abzeichnete, dass beide Politiker völlig unterschiedliche Wählergruppen ansprechen.

Obama, der Kandidat in spe, hat klug und mit gewohnt beeindruckender Rhetorik die Richtung vorgegeben, wie diese Herausforderung zu meistern sei. Das Leitmotiv der Demokraten müsse nun erst recht der Wandel sein, sagte er. „Change“, so unspezifisch es zunächst klingen mag, bietet sowohl Arbeitern des Rostgürtels wie auch Yuppiegrünen aus Kalifornien eine gemeinsame Zielgerade. So unterschiedlich ihre Erwartungen auch sein mögen, eine Mehrheit der US-Wähler denkt, dass sich die USA in einer Sackgasse befinden. Selten gab es eine größere Bereitschaft zum Neuanfang, das hat der schwarze Politiker von Anfang an klarer erkannt als seine Rivalen.

Weite Teile der US-Wähler sind bereit, für neue Jobperspektiven, eine gerechtere Verteilung der Steuern, eine bessere Gesundheitsversorgung und ein neues Ansehen in der Welt über ihren eigenen Schatten zu springen und sogar einen schwarzen Präsidenten zu wählen. Obama hat diese Eckpunkte am Mittwoch klar formuliert und damit seiner Partei einen gangbaren Weg aus der Krise gewiesen. Selbst Hillary Clinton bleibt damit eine Tür geöffnet, egal, was ihre zukünftige Rolle in der Partei sein wird. Genau das brauchen die Liberalen, die mit ihrem epischen Vorwahlkampf viel Zeit verloren haben. ADRIENNE WOLTERSDORF