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Archiv-Artikel

IN BADEN-WÜRTTEMBERG ENTSCHEIDET SICH ANGELA MERKELS SCHICKSAL Abstieg in den Häuserkampf

Annette Schavan hat mit Angela Merkel einiges gemein: Sie ist draußen im Land beliebter als drinnen in der Union. Dort ist sie unten an der Basis beliebter als oben, wo die Funktionäre in den Hinterzimmern des Landtags ihr Glas Trollingerwein schlotzen. Nur die mit ihrem Kontrahenten Oettinger vereinbarte Mitgliederbefragung des baden-württembergischen Landesverbands verschafft ihr nun Chancen auf das Amt als Ministerpräsidentin.

Angela Merkel hat schon einmal Partei für die baden-württembergische Kollegin ergriffen. Um sie ministerpräsidiabel zu machen, ließ sie Annette Schavan einen Tag lang unwidersprochen als Bundespräsidentenkandidatin durch die Medien-Jukebox flippern. Dadurch aber ist der Kampf Oettinger versus Schavan in Stuttgart zum Vorkampf des Fights Stoiber versus Merkel geworden.

Das Problem ist nur: Angela Merkel kann bei alledem eigentlich nicht viel tun. Das liegt an der Konstruktion der Partei. Die CDU ist ihrem tiefsten Wesen nach immer eine Ansammlung von Landesverbänden, Ministerpräsidenten und Landesgruppen gewesen – auch im Bundestag. Wer etwas wird und wer etwas bleibt, entscheidet sich bei der CDU immer in den Ländern. Das schafft regionale Stärke und erleichtert Siege bei Landtagswahlen. Es erschwert aber ein beherztes Eingreifen der Bundes-CDU – vor allem dann, wenn sie nicht regiert.

So langsam muss sich Angela Merkel allerdings in den Häuserkampf der Landesparteien begeben: Dass sich die Landeschefs aus Hamburg, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern am vorigen Wochenende für sie aussprachen, war genau besehen ein Offenbarungseid. Denn alle drei CDU-Landesvorsitzenden sind schließlich lebende Beweise dafür, dass man Wahlen auch verlieren kann. Wo aber sind die Chefs der delegiertenstarken Länder?

In Nordrhein-Westfalen setzt Friedrich Merz auf eine Niederlage bei den Landtagswahlen, um danach Merkel-Freund Rüttgers zu beerben. In Schleswig-Holstein und in Rheinland-Pfalz werden die merkeltreuen Spitzenkandidaten gerade von Konkurrenten gemeuchelt. In Baden-Württemberg entscheidet sich deshalb Angela Merkels Schicksal. MARKUS SCHUBERT

Der Autor ist Moderator bei NDR Info und Kenner der Union