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■ IG Metall protestiert gegen Blüms Angriff auf FrührentenManche sind gleicher als gleich

In Deutschland suchen mehr als 6 Millionen Menschen einen Job. Programmierer und Maurer, Ungelernte und Ingenieure – es scheint, als sei außerhalb des öffentlichen Dienstes niemand vor dem Absturz sicher. Doch dieser Schein trügt.

Auch innerhalb der Klasse der Lohnabhängigen gibt es gravierende Differenzen. Beispiel Steinkohlebergbau: Obwohl sich hier seit Jahrzehnten ein drastischer Arbeitsplatzabbau vollzog, landeten die Kohlekumpel vergleichsweise weich. Dafür sorgten Sozialpläne, die es den Beschäftigten unter Tage zuletzt schon mit 49 Jahre erlaubten, in die Frühverrentung zu gehen. Ähnlich erging es den westdeutschen Stahlkochern. Auch in den großen Automobilwerken ging man zuletzt nach diesem Muster vor. Gewiß, auch die Unternehmen müssen für Sozialpläne Millionen aufbringen, aber im wesentlichen geht diese „Verschlankung“ zu Lasten der Sozialversicherungen. Bundesarbeitsminister Norbert Blüm will diese Frühverrentungspraxis nun drastisch erschweren. Dagegen läuft die IG Metall Sturm.

Überzeugen kann dieser Protest nur bedingt. Die Gewerkschaft beklagt zwar zu Recht, daß die Bundesregierung die Sozialkassen zur eigenen Haushaltssanierung geplündert habe, doch davon unabhängig besteht Veränderungsbedarf. Nicht nur wegen des drohenden Finanzdesasters. Erforderlich ist eine Reform, die allen Lohnabhängigen gerecht wird. Von vergleichbaren Sozialplänen wie in der Stahlbranche wagen Textilarbeiter oder die Angestellten des Einzelhandels nicht einmal zu träumen. Nur beim Beitragzahlen sind sie den KollegInnen aus den Industrie- und Rohstoffkonzernen gleichgestellt.

Viel überzeugender stünde Blüm mit seinem Vorstoß indes da, schwiege er nicht über die üppigen Pensionsregelungen in den Managementetagen und über die elende Absahnerei im öffentlichen Dienst. Hier setzte die Kohl-Regierung besonders schlimme Zeichen: Mehr als 50 Topbeamte wurden aus politischen Gründen in die teure Frühpension geschickt. Mindestens 25 Millionen Mark kostete dieser Spaß bisher. Bis zum regulären Pensionsalter – Männer 65, Frauen 63 – hält im Staatsapparat kaum noch jemand durch. Der normale Verwaltungsbeamte räumt seinen Schreibtisch im Durchschnitt mit 59. Den LehrerInnen in Baden-Württemberg geht sogar schon mit 54 die Puste aus. Auch darüber wäre zu reden. Walter Jakobs

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