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IBADer Abriss der IBA schadet Berlin

Architekten und Verbände kritisieren die Absage des großen Stadtentwicklungsprojekts. Sie fordern eine neue Bauausstellung.

Das Ende der Internationalen Bauausstellung 2020 (IBA) stößt bei Architekten, Verbänden und Baupolitikern in Berlin auf Unverständnis und Kritik. Die Absage des großen Stadtentwicklungsprojekts bedeute einen schweren Fehler des Senats – gerade angesichts der baupolitischen Herausforderungen in der Stadt. Christine Edmaier, Präsidentin der Architektenkammer, sagte zur taz, sie habe kein Verständnis dafür, dass die IBA 2020 auf die „Streichliste des Senats“ gekommen ist. Das Konzept der IBA sei „absolut wichtig und aktuell gerade im Zusammenhang mit dem spezifischen Berliner Wohnungsproblem“.

Die Koalition aus SPD und CDU hatte sich im Vorfeld der heutigen Etatberatungen für 2014/2015 darauf verabredet, die umstrittene IBA 2020 zu kippen. Dadurch sollen rund 60 Millionen Euro im Landeshaushalt eingespart werden. Zugleich will die Koalition die Grunderwerbssteuer erhöhen. Die „IBA 2020“ wird seit 2009 von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher geplant, um neue Bau- und Siedlungsformen in der Stadt und am Stadtrand auszuloten. „Drinnenstadt wird Draußenstadt“ lautet das Konzept. Lüscher will sich zum Ende der IBA und zur Zukunft der Berliner Baupolitik am Dienstag äußern.

Wohnungsbau gefährdet

Nach Ansicht Edmaiers werde nun die Chance verspielt, „zukunftsorientierte Planungs- und Bauprozesse für Berlin auszuprobieren“. Die Chefin der Berliner Architektenschaft forderte den Senat auf, den Entschluss zu revidieren: „Aus unserer Sicht darf die IBA nicht gestrichen, sondern maximal um zwei Jahre verschoben werden.“

Auch Antje Kapek, grüne Fraktionschefin, hält das IBA-Ende für ein fatales Zeichen. Obwohl das Konzept nicht überzeugend sei, bedeute die Streichung „keine Lösung“. Kapek: „Berlin braucht eine international wegweisende IBA.“ Das müsse eine „soziale und grüne IBA sein“, so Kapek zur taz.

Tilmann Heuser, Landesvorstand des BUND, warf dem Senat vor, mit dem Aus der IBA sich „sinnvollen Antworten für zentrale Probleme der Stadtentwicklung“ zu verweigern. Das schade Berlin nachhaltig.

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4 Kommentare

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  • AU
    Andreas Urstadt

    Raumstadt, Sofortstadt usw, Verdichtung.,. Ist nichts Neues, auch Ausnahmezustand nicht, es ist Diskurskanon seit ueber zehn Jahren.

     

    Bewegend war da nichts. Der Slogan Berlin waechst stimmt nicht mehr mit den bevoelkerungspolitischen Rueckzahlverpflichtungen zum Laenderfinanzausgleich von 0,5 Milliarden. Berlin fehlen zu viele Bewohner.

     

    Die IBA 2020 Konzepte waren erschreckend uninspiriert. Klug waere gewesen, die IBA mit der Nachhaltigkeitsstrategie zu verbinden, die Ignoranz und Arroganz hinsichtlich anderer Diskurse (deren Vokabular usw konsequent auch fehlt) macht das Aus logisch. Man nahm einfach vorhandenen Diskurs inkl allem und allen die den beinhalten und korrigierte nicht und auch ohne Zuzug anderer Prozesse und Felder und Ansaetze. Bspw Ankoppeln zweier EnqueteKommissionen des Bundestages zu Zukunft, Nachhaltigkeit und Lebensqualitaet. Die Hohlheit des Konzepts haette konstellativ erweitert werden koennen. Das Auslassen der Chancen war nicht verantwortlich. Markiert wurde ein Aussen, das gleichzeitig nicht aus dem Innen eines laengst bekannten Diskurses raus kam.

     

    Wenigstens laufen die Nachhaltigkeitsstrategie und die Enquete prozessual weiter als offen.

     

    Der Hieb auf London war peinlich.

  • V
    vjr

    Der Abriss der (bisherigen) IBA kann Berlin eigentlich gut tun

     

    Gut, sehr gut, denn jetzt können die Berliner/innen zeigen, was sie drauf haben, in Sachen partizipative Stadtentwicklung.

     

    Selbstverständlich/hoffentlich auch gemeinsam mit den Fachleuten, Politikern, Verwaltung – die dabei ihre Kompetenzen auf-/ausbauen (werden) können, auch darin wie man die Leute, das lebendige Berlin, seine Bezirke unterstützt.

     

    Ein Novum, klar, dafür aber ein gutes, eine Wende vorwärts. Schon so weit, Berlin?

  • K
    Konstantin

    Welche „zukunftsorientierte Planungs- und Bauprozesse" sollen das denn sein, die auf der IBA "Draussenstadt" ausprobiert werden sollen, dass der Einsatz von Staatsknete gerechtfertigt ist?

     

    Die Algenfassade der IBA Hamburg, die aufgrund ihrer Geräuschentwicklung leider unbrauchbar ist?

     

    Die Super-Energiesparfassade des GSW-Hochhauses an der Kochstrasse, die Doppelt soviel Energie verbraucht wie ein normales, konventionelles Hochhaus?

     

    Um Steuermittel einzusetzen bräuchte man wirklich mehr als nur verbalen Enthusiasmus.

  • DW
    David Weiß

    Die IBA 2020 "Draußenstadt wird Innenstadt" in Berlin ist also abgesagt. Schade.

    Attraktive und kreative Randbezirke sind sicherlich ein wichtiger Baustein dem Mangel an Wohnraum (und kreativen Freiraum) in Berlin zukünftig zu begegnen.

     

    Dass sich die CDU eine IBA 2025 in Mitte wünscht, zeigt deren konservativen und in der Vergangenheit feststeckenden Historienwahn.