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I N T E R V I E W „Hart, aber niemals grausam“

■ Klaus Barbie über seinen Prozeß

Frage: Sie sind als der „Schlächter von Lyon“ bekannt. Sie werden als ein Mann beschrieben, der angeblich ohne einen Zug menschlicher Gefühle oder Gnade zu zeigen, gefoltert und getötet hat. Ein Mann, dem seine Arbeit sogar Spaß gemacht hat. Ist dies das Bild des wirklichen Klaus Barbie? Barbie: Dies ist der Aufbau eines Images, um mich in eine Legende zu verwandeln. Es war einfacher zu sagen, daß Jean Moulin von einem Monster verschlungen wurde, als den Verrat durch seine Brüder zuzugeben. (Jean Moulin war der legendäre Führer der französischen Resistance, den Barbie 1944 persönlich zu Tode gefoltert haben soll.) Haben sie keine Reuegefühle wegen der Aktionen, die Sie als Nazi–Offizier durchgeführt haben? Ich glaube, daß ich in meinem Kampf gegen die Mitglieder der Resistance zwar hart, aber niemals grausam war. Viele Leute in Frankreich glauben, daß der Prozeß mehr schaden als nützen und alte Wunden öffnen wird; daß Kollaborateure - die vielleicht im heutigen Frankreich einflußreiche Positionen innehaben - als Verräter entlarvt werden. Was gibt es für Gründe, die Identität dieser Leute zu schützen? Als Nachrichtenoffizier bestand meine moralische Haltung immer darin, die Namen meiner Informanten nicht bekanntzumachen. Es gibt dabei selbstverständlich eine Grenze. Ich würde es nicht geschehen lassen, daß meine Informanten mich angreifen, um sich ihre zweifelhaften Positionen als Heldden zu bewahren. Sie haben unter dem Namen Klaus Altmann jahrelang unter falscher Identität gelebt. Hatten Sie nicht die ganze Zeit Befürchtungen, entdeckt zu werden? Hatten Sie beispielsweise Angst, als die Israelis Adolf Eichmann entführten? Ich bin kein Eichmann. Wie oft haben Sie die USA als Altmann besucht? Haben Sie auch andere Länder außerhalb Südamerikas besucht? In die Staaten bin ich unter meiner neuen legalen Identität dreimal gereist. 1969, 1970 und 1971. 70 und 71 war ich auch in der Bundesrepublik und 1971 in Frankreich, in Paris. Wir übernehmen das Interview auszugsweise aus der in London erscheinenden Mail on Sunday

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