: Hungerstreik-betr.: "Vorschlag des Bundesamtes für Verfassungsschutz", taz vom 5.4.89
betr.: „Vorschlag des Bundesamtes für Verfassungsschutz“, taz vom 5.4.89
(...) In diesem Briefe geht es nicht um die Tatsache der unmenschlichen Haftbedingungen, sondern um die Konsequenzen der Verantwortungslosigkeit des Staates.
In der Dokumentation über die vom Bundesamt für Verfassungsschutz vorliegende Einschätzung und Kompromißlösung des Hungerstreiks heißt es, die politische Gefährlichkeit der RAF sollte nicht überschätzt werden. Die ihr verbleibende Kraft zieht sie zu einem großen Teil aus dem Mythos ihrer inhaftierten Gesinnungsgenossen und deren besonderen Haftbedingungen.
Sicher, die RAF lebt zum großen Teil „nur noch“ von ihrem Mythos. Aber der erste Tote könnte diesen Mythos schlagartig auflösen, wieder zu einer realen Kraft werden lassen, mit der der Staat weitaus mehr Probleme haben würde, als mit dem momentanen Hungerstreik.
Die „Hardliner“ der Bundesregierung stempeln Menschen, die diesem Drama mit aller Macht entgegenwirken wollen als RAF -Sympathisanten ab ohne zu merken, daß sie es selbst sind, die mit ihrer Politik eine große Sympathie für die RAF schaffen.
Holger, Braunschweig
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen