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Archiv-Artikel

Holger Stanislawski, Aufstiegsheld Der Einzelkämpfer

Von JANK

HOLGER STANISLAWSKI, 37, kam 1993 vom SC Concordia zum FC St. Pauli, wechselte 2004 ins Management. FOTO: DPA

Wenn manche Zeitungen schreiben, Holger Stanislawski gebe jetzt den Magath vom Millerntor, ist das nicht ganz richtig: Schließlich war „Stani“, wie sie ihn beim FC St. Pauli der Einfachheit halber nennen, schon Sportdirektor und Trainer in Personalunion lange bevor der berühmte Felix Magath beim VfL Wolfsburg in gleicher Doppelrolle anheuerte. Neu und tatsächlich etwas magathesk ist, dass Stanislawski in dieser Doppelrolle mehr sieht als eine kurzfristige Notlösung.

Eigentlich galt es als ausgemachte Sache, dass Ex-Profi Carsten Pröpper ihm in der vergangenen Woche als Sportchef zur Seite gestellt würde, damit Stanislawski sich als Trainer ganz auf das Unternehmen Klassenerhalt in der zweiten Liga konzentrieren kann. Die beiden haben als Profis zusammen gespielt, gelten aber nicht gerade als beste Freunde. Und so hat Stanislawski schlicht „nein“ gesagt.

Stanislawski ist ein Kumpel-Typ, der sich bis heute im Totenkopf-Kapuzenpulli wohler fühl als im Anzug. Er spricht breitesten Hamburger Akzent und nimmt kein Blatt vor den Mund. Das kommt an auf St. Pauli, auch bei den Spielern, und erklärt sicherlich zum Teil den nicht mehr für möglich gehaltenen Erfolg, aus der grauen Mittelfeld-Maus St. Pauli in vier Monaten einen letztlich souveränen Aufsteiger geformt zu haben.

Auf der anderen Seite ist der Mann, den St. Pauli zuerst nur über eine Umschulung des Arbeitsamtes finanzieren konnte, in der Sache so knallhart wie früher als Innenverteidiger auf dem Platz. Manche sagen: in eigener Sache. Virtuos bedient er die Boulevardmedien – und bedient sich ihrer, um seine Ziele vorzubringen. Seine persönliche Aufstiegsprämie von 100.000 Euro wurde quasi per Zeitung verhandelt und im Verein nur noch abgenickt. Nach dem Aufstieg durfte er sich ausgiebig öffentlich darüber ausweinen, wie schwer es ihm falle, verdiente Spieler zu verabschieden. Und täglich überbieten sich die Gazetten in der Sorge um seinen Gesundheitszustand angesichts einer Kaffee-und-Zigaretten-Diät bei beruflicher Doppelbelastung.

Jetzt kommt eine dritte hinzu: Um Trainer zu bleiben, muss er noch eine Lizenz erwerben. JANK