■ Hochhuth und das BE: Sein stärkstes Stück
Dieser Coup ist von genialischem Irrsinn. Rolf Hochhuth, der seit Jahren versucht, in Berlin als Theatermacher Fuß zu fassen, der ins Schloßparktheater wollte, der Mit-Direktor am Berliner Ensemble werden wollte, der schließlich im Konrad-Wolf-Saal gegenüber der Charité sein Autorentheater machen wollte, dann aber keinen Finanzierungsplan hinkriegte – der Dramatiker Rolf Hochhuth also will jetzt das BE kaufen. Eine Stiftung hat er gegründet, die New Yorker Alteigentümer, deren Restitutionsansprüche vor sich hin gammelten, hat er ausfindig gemacht und agitiert. Welch eine Energie. Daß es eine Leidenschaft in eigener Sache ist, macht die Sache amüsant peinlich, aber nicht weniger achtbar. Dieser Mann brennt. Schon lange hätte man ihn zum Senats-Sonderbeauftragten machen sollen – mit dem Versprechen, ihm ein Rolf-Hochhuth-Theater einzurichten, wenn es ihm gelänge, flächendeckend Sponsoren für alle Theater Berlins zu finden. Der hätte das geschafft.
Was er natürlich nicht schaffen wird, ist, sich ins jetzige Berliner Ensemble einzukaufen. Grundstück und umliegende Gebäude wie Probebühne und Kantine sind von den Ansprüchen der Alteigentümer ausgenommen, desgleichen alle baulichen Veränderungen nach 1938. Wenn der Pachtvertrag 1997 endet, würde die Ilse-Holzapfel-Stiftung ein Rudiment von Theater übernehmen können, das ohne staatliche Subventionierung nur als Lustspielbühne funktionieren würde. Und da könnte ja wieder kein Hochhuth-Stück gezeigt werden... Das Berliner Ensemble ist entspannt, und Heiner Müller kabelte aus Bayreuth den variierten Brecht-Satz: „Was ist der Einbruch in eine Bank gegen den Kauf einer Bank.“ Vielleicht engagiert er den Rolf ja doch. Als PR-Mann. Petra Kohse
Siehe Bericht auf Seite 26
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen