■ Himmel und Hölle: 50 Jahre Spaßgerilja
Selbst seine derzeitigen ArbeitsgenossInnen mußten erst nachschauen, doch es stimmt: der Mann, der die Republik durch Witz revolutionieren wollte, der Spaßgeriljero Fritz Teufel, hat heute 50. Geburtstag. Wenn es auch für eine Bilanz seiner Gerilja-Taktik erheblich verfrüht ist, bleibt doch bereits jetzt einiges festzuhalten, was dieses Land veränderte. Allein der legendäre Spruch 1967 vor dem Moabiter Kriminalgericht, „Na ja, wenn's denn der Wahrheitsfindung dient“, mit dem Fritz Teufel die Aufforderung, sich respektvoll vor dem Gericht zu erheben, beantwortete, enthüllte mehr über die Rituale der Justiz, als die meisten langatmigen Analysen der Klassenjustiz bis dahin. Auch in der Gründungsphase der taz, 1978, beflügelte uns vor allem ein Spruch von Fritz, der das Projekt linke Tageszeitung, als „die Frau meiner Träume“ bekanntmachte. An den Diskussionen beteiligen konnte er sich zu dem Zeitpunkt nur unter sehr erschwerten Bedingungen, saß er doch seit mittlerweile mehr als drei Jahren in U-Haft, angeklagt, an der Lorenz-Entführung beteiligt gewesen zu sein.
Daß er erst nach fünf Jahren U-Haft sein Alibi preisgab, um so Bundesanwaltschaft und Gericht als Institutionen bloßstellen zu können, die gegenüber Linken eben nicht an der Wahrheitsfindung, sondern nur an der Verurteilung interessiert waren, zeigt, mit welcher Hartnäckigkeit Fritz Teufel an seiner Taktik festhalten konnte. Heute fightet er als Fahrradkurier gegen die „Benzinesen“, demnächst will er per Fahrrad das Land der Chinesen erkunden. Die taz gratuliert ihm herzlich und wünscht ihm und uns weitere Treffer aus den Tiefen der Spaßgerilja. taz
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