■ Hilft Warzensalbe gegen Aids?: Schweden versucht's
Stockholm (taz) – Die schwedische Arzneimittelbehörde hat den Stoff Dinitrochlorbenzen (DNBC) als Arznei gegen Aids anerkannt. Damit ist es möglich, die weltweit erste medizinisch kontrollierte Versuchsreihe mit dieser Chemikalie zu starten, die bei Aids-Gruppen in San Francisco als „Wundermittel“ gehandelt wird. DNCB befindet sich nicht nur in Lösungsmitteln und Entwicklerflüssigkeit für Fotoarbeiten, sondern auch in einigen Warzensalben. Dadurch wurde schließlich festgestellt, daß Aids- Patienten, die sich gegen Warzen behandeln ließen, plötzlich über einen deutlich gebesserten Allgemeinzustand berichteten. Der schwedische Professor Sven Britton an der Infektionsklinik des Huddinge-Krankenhauses stellte dann den jetzt genehmigten Antrag bei der Arzneimittelbehörde, die Chemikalie testen zu dürfen. Alle 2.500 HIV-positiven PatientInnen in Stockholm sind aufgefordert, sich am Test zu beteiligen. Der Erfolg von DNCB beruht auf seiner extrem allergieauslösenden Wirkung. Wird der Stoff regelmäßig auf dünne Hautstellen gepinselt, wird damit eine allergische Reaktion in Gang gehalten, die gleichzeitig das Immunsystem aktiviert. Die Theorie: Körpereigene Abwehrzellen kräftigen und vermehren sich so stark, daß sie den Körper gegen andere Infektionskrankheiten schützen und möglicherweise sogar so viel Kraft bekommen, auch HIV- infizierte Zellen angreifen zu können. Während Aids-AktivistInnen in San Francisco ganz auf DNCB umgestiegen sind und zu einem großen Teil die gängigen Bremsmedizinen wie AZT und DDI nicht mehr einnehmen, will Professor Britton das DNCB parallel zur üblichen Behandlung geben. Das geringe Interesse der US-amerikanischen Arzneimittelindustrie an DNBC liegt auf der Hand: Das Zeug ist für 20 Mark die Flasche zu haben, und diese reicht ein Jahr für eine Behandlung. Reinhard Wolff
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