■ Heute vor fünf Jahren: Modrow ist Garantie
In mehreren DDR-Städten versammeln sich Zehntausende Parteimitglieder und machen der SED-Führung Dampf. „Keine Zeit verlieren, jetzt regieren“ und „Dresden voller Hoffnungsglanz, Garantie ist Modrow, Hans“, heißt es auf Transparenten der DemonstrantInnen in der sächsischen Hauptstadt. Sie verlangen eine „Erneuerung der Partei von unten“. An einer SED-Großkundgebung im Ost-Berliner Lustgarten fordert die Basis einen Sonderparteitag. Innerhalb der Opposition gibt es erstmals markante Differenzen: Bärbel Bohley vom Neuen Forum ist entsetzt über die Öffnung der Grenzen; damit habe die Regierung nur ihre Inkompetenz gezeigt. Diese Äußerung sorgt bei anderen Oppositionellen für großen Unmut. Der Besucherstrom von Ost nach West hält unvermindert an. Der Verkehrsfunk-West stellt resigniert fest: „Stehender Fußgängerverkehr auf dem Tauentzien“, in der Wilmersdorfer Straße geht das Brot aus. Wegen Überfüllung und Unfallgefahr müßen einige U-Bahnlinien geschlossen werden. Bereits 4,3 Millionen Visa nach West-Deutschland haben die DDR-Behörden zwischen dem 9. und dem 12. November ausgestellt.
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