: Heteronormativ und homophob
betr.: „Das totale Superglaubensfest“, taz vom 2. 5. 08
schade eigentlich, dass es auf dem christival keine konstruktive auseinandersetzung mit dem thema homosexualtität gab. ein angebot für die jugendlichen von lesbisch, schwul oder bisexuell lebenden christen wäre doch eine prima chance gewesen, die gepredigte weltoffenheit der veranstalter mit inhalt zu füllen. warum wird jugendlichen die möglichkeit genommen, verschiedene lebensentwürfe kennenzulernen, um dann bewusst auswählen zu können?
ich kann nicht verstehen, wie christen oder auch andere menschen es verantworten können, jugendlichen das eine zweigeschlechtliche rollenbild aufzudrücken und so zu tun, als ob es das einzige wäre. und damit zu vermitteln: wenn du anders fühlst/bist, dann ist etwas nicht richtig mit dir. jugendliche haben ein recht auf sachliche informationen! und es existieren andere lebensformen, in denen menschen tatsächlich glücklich und zufrieden sind!
wenn frau von der leyen ihre großzügige finanzielle unterstützung des christivals mit wichtigen impulsen zur jugendarbeit begründet – wie kann sie dabei übersehen, dass die suizidgefährdung von gleichgeschlechtlich liebenden jugendlichen auf mindestens viermal so hoch wie die der heterosexuellen gleichaltrigen geschätzt wird (vgl. schupp oder hofsäss)? achtzehn prozent aller jugendlichen zwischen dem 14. und 26. lebensjahr, die sich als lesbisch, schwul oder bisexuell bezeichnen, haben schon einen oder mehrere suizidversuche hinter sich. die auslöser dafür finden sich in den reaktionen des sozialen umfelds.
in dieser gesellschaft sind homophobe verhaltensmuster an der tagesordnung, und der raum für einen wertschätzenden, positiven, bestärkenden und ernst nehmenden umgang mit menschen, die eine andere lebensform als die als „normal“ dargestellte, heteronormative wählen, ist längst noch nicht groß genug.
KIMI KLEMM, Bremen