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Hessens SPD-Parteivize WalterDer Mann, den Ypsilanti fürchten muss

Ypsilantis rechter Gegenspieler, ihr Vize Jürger Walter, stimmt gegen den Koalitionsvertrag, den er selbst mit ausgehandelt hat. Montag abend wird er Farbe bekennen müssen.

Mein Gott, Walter! Bild: dpa

Die große Koalition als Ausweg aus der Misere in Hessen ist sein Ding - gewesen. Seine Partei, die SPD, dagegen entschied sich mit großer Mehrheit für eine Koalition mit den Grünen und den Abschluss eines Tolerierungsbündnisses mit der Linken. Jürgen Walter ist der große Verlierer beim Poker um Machtanteile und Ministerposten in Wiesbaden. Verärgert schlug er den Trostpreis aus, den ihm Andrea Ypsilanti anbot, unter ihrer Regentschaft Verkehrs- und Europaminister zu werden.

Das Walter zuvor eigentlich versprochene Wirtschaftsministerium inklusive aller Kompetenzen im Verkehrsbereich ging an den linken "Solarpapst" Hermann Scheer; ein zusätzlicher Affront gegen den rechten Netzwerker, der Wunschkandidat auch der Wirtschaft war. Mit Walter stimmten gerade mal sieben Genossen gegen den von ihm mit ausgehandelten Koalitionsvertrag und damit gegen den Kurs von Ypsilanti, davon sechs aus dem Dunstkreis der Dissidentin Dagmar Metzger aus Darmstadt. Walter also allein zu Hause? Nicht ganz. Beim Arrangement seiner privaten großen Koalition (nur aus Liebe) war der 40-Jährige nämlich erfolgreicher. Seit August ist er mit Esther Petry liiert, die zuvor noch Sprecherin der CDU von Roland Koch war.

Die Frage, die sich jetzt nicht nur für den am Rande des Odenwaldes geborenen Landtagsabgeordneten und Rechtsanwalt mit Kanzlei in Gernsheim stellt: Ist Rache Blutwurst? Mit einer Gegenstimme bei der für Dienstag avisierten geheimen Wahl von Ypsilanti zur Ministerpräsidentin nämlich könnte Walter gleich drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ypsilanti, die ihm auf einem Parteitag in Rotenburg die sicher geglaubte Spitzenkandidatur für die Hessenwahl mit einer klassenkämpferischen Rede vor der Nase wegschnappte, wäre wohl endgültig politisch erledigt. Die gerade bei der Parteiführung in Berlin ungeliebte Linke bliebe im Westen auf Länderebene wenigstens noch bis zu den Landtagswahlen an der Saar vor der Regierungstür. Und er selbst könnte vielleicht doch noch Wirtschaftsminister und auch Vizeministerpräsident in einer großen Hessen-Koalition werden.

Einen solchen Verrat würde ihm die SPD in Hessen allerdings nie verzeihen; auch Walter wäre dann wohl politisch erledigt. Er weiß das. Und der ehemalige Landesvorsitzende der Jusos ist auch bestimmt kein Heckenschütze. Bei der letzten Probeabstimmung der Landtagsfraktion Montag Abend wird er Farbe bekennen müssen. Stimmt er mit Metzger gegen Ypsilanti, ist das Linksbündnis perdu. Dann werden alle Karten neu gemischt. Und die geprellten Grünen retten sich vielleicht nach "Jamaika".

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