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Archiv-Artikel

Herforder Arbeitsdienst Hartz lässt grüßen

Arbeit für einen Stundenlohn von etwas über einem Euro – wie etwa Essen und Mülheim beteiligt sich Herford gern an der Ausbeutung von finanziell Schwachen. Sozialhilfeempfänger müssten eben wieder an reguläre Arbeit gewöhnt werden, lautet die verschämte Begründung – als Qualifizierungsmaßnahme soll das Müllsammeln dann doch nicht verkauft werden. Noch nicht.

KOMMENTAR VONANDREAS WYPUTTA

Denn mit Einführung der so genannten Arbeitsmarktreformen droht der Arbeitsdienst nicht nur den angeblich desozialisierten Langzeitarbeitslosen, sondern jedem noch so Hochqualifizierten, der länger als ein Jahr arbeitslos ist: Hartz IV sieht den Einsatz von Arbeitssuchenden für ein bis zwei Euro pro Stunde ausdrücklich vor – wer nicht spurt, dem droht der Entzug jeglicher Unterstützung. Die Begründung für diesen „Aktivierung“ genannten Arbeitszwang aber ändert sich. Der Schwerpunkt wird bald auf der vorgeblichen Qualifizierung liegen, um den anders nicht bezahlbaren öffentlichen Bedarf an Arbeitskräften zu kaschieren.

Betoniert wird damit nicht nur die Spaltung der Gesellschaft in Arbeitsplatzbesitzer und Niedrigstlohnjobber – eine neue Schicht von Billigstkräften entsteht. Bildungspolitiker träumen bereits von der „Aktivierung“ von arbeitslosen Erziehern und Lehrerinnen: Lücken der Kinderbetreuung können so kostengünstigst geschlossen werden. Schwacher Trost: Die „Aktivierungsmittel“ reichen für 24,8 Prozent der Arbeitssuchenden.