: Heinrich Maria Ledig-Rowohlt ist tot
■ Seit 1940 war der Verleger bei Rowohlt/ 1945 begründete er den in der Nazi-Zeit verbotenen Verlag neu
Hamburg (dpa) — Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, eine der farbigsten deutschen Verlegerpersönlichkeiten, ist am Donnerstag im Alter von 83 Jahren in Neu Delhi gestorben. Wie der Rowohlt Verlag in Reinbek bei Hamburg gestern mitteilte, nahm Ledig-Rowohlt dort an einer internationalen Verlegertagung teil. Er war zu Lebzeiten als der „letzte Dinosaurier der deutschen Verlagsszene“ bezeichnet worden.
Der als Sohn der Schauspielerin Maria Ledig und Ernst Rowohlts am 12. März 1908 in Leipzig geborene Verleger trat 1930 nach Beendigung seiner Buchhändlerlehre in den Berliner Verlag seines Vaters ein. Von Hans Fallada übernahm er die Presseabteilung, später die Rechtsabteilung. Nach dem Ausscheiden Ernst Rowohlts im Jahre 1940 — er war zwei Jahre zuvor aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen worden — übernahm Ledig-Rowohlt die Geschäftsführung.
Das NS-Regime löste 1943 den Verlag als „unerwünschtes Überbleibsel der Systemzeit“ auf. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt Ledig-Rowohlt bereits im November 1945 eine amerikanische Lizenz zur Neugründung des Rowohlt Verlages.
In den folgenden Jahren führte er dem Verlag eine ganze Reihe neuer Autoren zu, darunter Ernest Hemingway, Henry Miller, Vladimir Nabokov, James Baldwin, Jean Genet und Rolf Hochhuth. Auch „antiautoritäre“ Autoren der „APO- Rebellen“ brachte Rowohlt in den 60er und 70er Jahren heraus, so Bücher von Rudi Dutschke und Daniel Cohn-Bendit.
1960 starb Ernst Rowohlt. Ledig- Rowohlt lebte zuletzt in der Schweiz und widmete sich dem Übersetzen.
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