: Heimat des Reizhustens
betr.: „Dicke Luft in Hagen“, taz nrw vom 7.2.2006„Alleinstellungsmerkmal“ nennt der neue CDU-Umweltdezernent Hagens Spitzenplatz in der landesweiten Feinstaub-Statistik. Und eine Mehrheit im Rat nimmt das zum Anlass, alle für diesen Fall geplanten Maßnahmen abzublasen und erst mal ein paar Gutachten einzuholen, um zu klären, ob man überhaupt etwas unternehmen muss.
Das ist nur konsequent, denn Hagen hat sich ja wegen seiner schrumpfenden Einwohnerzahl auf die Fahnen geschrieben, Alleinstellungsmerkmale zu kultivieren, die das Leben hier einzigartig machen. Nun hat man immerhin schon mal die schlechteste Luft in NRW, also kann man sich diesen preiswürdigen Standortfaktor doch nicht durch übereilte Abwehrmaßnahmen wieder kaputt machen.
Lieber sollte jetzt vorausschauend überlegt werden, wie dieser schöne Rekord imagefördernd in ein kommunales Leitbild umgesetzt werden kann: „Hagen – Heimat des nervösen Reizhustens“ etwa, „Hagen – Westfalens eiserne Lunge“ oder auch „Hagen – Wo Atmen noch Arbeit ist“. Das steht für eine kernige Stadt, nichts für ewig kränkelnde Weicheier. Das steht für Aufschwung, rollende Räder und funktionierende Infrastruktur! Und nicht zuletzt auch für gelungenen Strukturwandel: „Hagen – statt Krupp jetzt Pseudokrupp“. Die Neubürger und jungen Familien werden nur so strömen. Denn wer von seinen Volksvertretern so klar ins Stammbuch geschrieben bekommt, dass der Brummi-Verkehr wichtiger ist als die gesetzliche Verpflichtung zum Schutz der Gesundheit, kann sicher sein: Hier weiß man noch, was wirklich zählt! SEBASTIAN KAYSER, Hagen