Hausbesuch bei der Liedermacherin: Drei Fragen an Bettina Wegner

Ist heute mehr Katastrophe? Was ist dein Lieblingslied ? Worauf freust du dich ? Hausbesuch bei der Liedermacherin Bettina Wegner

Seitenansicht von Bettina Wegner beim rauchen

Foto: anja weber/www.anjaweber.com

taz lab, 11.04.2023 | Von LUISA FAUST

taz lab: Bettina, ist heute mehr Katastrophenstimmung als früher?

Bettina Wegner: Den Eindruck habe ich; jetzt ist mehr Katastrophe. Ich glaube, die Pandemie hat viel dazu beigetragen, dass Menschen sich entzweien, bis in die Familien.

Und der Krieg: Ich finde es wichtig, dass wir bemerken, dass der Krieg auch in Europa stattfinden kann. Iraker und Afghanen haben wir nicht so behandelt wie die Ukrainer, da gab es nicht so eine Solidarität. Jetzt ist der Krieg so dicht an uns herangerückt, dass wir um unsere eigene Buchse Angst haben. Das ist gut, aber auch schlimm.

Früher haben die Amerikaner immer nur gesagt: „Wir haben eine Bombe!“, und die Russen: „Wir haben die Bombe auch!“, und Israel und Indien: „Wir auch.“ Aber keiner hat gesagt: „Wir könnten sie auch werfen.“ In den 80er Jahren, als die Friedensbewegung so groß war, da hatten viele Menschen Angst. Ich würde sagen, jetzt ist es noch beschissener.

Was ja zuverlässig nicht beschissen ist, ist die Musik. Was ist dein Lieblingslied?

Das ist ein Lied von Leonard Cohen und einer Frau, deren Name immer nicht erwähnt wird, dabei hat sie mitgesungen und mitproduziert. Sharon Robinson heißt sie.

Ich habe ja meine Beerdigung voll bezahlt und über alles verfügt, was dort verboten sein wird. Es darf keine Rede gehalten werden. Aber dieses Lied muss gespielt werden, wenn ich die Flocke mache: „Here it is“ von Leonard Cohen und Sharon Robinson. Das ist mein Lieblingslied und das wird es auch bleiben.

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Worauf freust du dich?

Wenn ich ein Konzert hinter mir habe und mit den Leuten zusammen bin, das ist ein ganz großes Glück. Wenn ich meine Lieder bei euch auf dem taz lab gut hinbekomme.

Singen ist eine Freude, die aber jetzt geschmälert wird durch die Angst, dass ich irgendwie, na ja, so eine Altersstimme bekomme. Ich habe mit meinen beiden Bühnenkollegen ausgemacht: „Also Kinder, wenn ich eine Altersstimme bekomme, so krakelig, wenn das bei mir losgeht und ich das selbst nicht merke, dann müsst ihr mir das sagen!“ Das haben sie versprochen – aber noch geht es.

Und auf was freue ich mich noch? Doch, ich freue mich ganz doll auf den Frühling. Es waren jetzt ein paar warme Tage und die Vögel haben ganz verrückt gesungen, meine Krokusse kamen raus und ich bin froh, das noch sehen zu können.

Bettina Wegner hat kürzlich ihren 75. Geburtstag gefeiert. Noch immer ist sie politisch und noch immer singt sie. Gemeinsam mit ihrem langjährigen Begleiter Karsten Troyke spielt die Liedermacherin live beim taz lab, zur großen Abschlussparty am 22.4 um 20.15 Uhr in der taz Kantine.