Hauke Berheide, Komponist : Subversiver Luxus
HAUKE BERHEIDE, 27, geboren in Duisburg, studierte in Düsseldorf und gehört 20 Tage lang zu Hamburgs Geldadel. FOTO: DPA
Wenn Hauke Berheide morgens seinen begehbaren Kleiderschrank verlässt, dann steht er in einem großzügigen Raum mit gußeisernen Gründerzeitsäulen. An der Wand neben den Gardinen hängt eine Lithographie des Künstlers Horst Janssen, ein Flügel steht da und es gibt eine Wendeltreppe, über die Berheide auf eine Galerie gelangen kann. Dort stehen ein Schreibtisch und ein Sofa, antik, nobel, und Berheide sagt: „Das ist ein Ort, an dem man zu sich selbst kommen kann.“
Berheide, 27, ist Komponist und so etwas wie ein Stipendiat im Hamburger Luxus-Hotel Louis C. Jacob. Vom 2. bis zum 22. Januar darf er als „Composer in Residence“ die historische Ballsaalsuite des Hotels bewohnen, um dort ein Werk von 15 bis 20 Minuten Länge zu schreiben. Das Werk haben die Hamburger Philharmoniker für ihre Kammerkonzertreihe im Sommer in Auftrag gegeben. Das Hotel sponsert die Arbeit mit Kost und Logis – und profitiert von der guten Presse.
Berheide sitzt derzeit Tag für Tag hinter dem Flügel in seiner Suite und komponiert. „Dunkelgrün“ hat er das Werk getauft, der philosophische und literarische Hintergrund sei die Frühromantik. Es gehe um die „Gegenhaltung zur Durchrationalisierung der Welt“ und die „Hinwendung zu subversiven, animalischen Kräften“, sagt Berheide. „Das trifft sich für mich in der Idee des Waldes.“
Klingen wird das Werk allerdings nicht nach dem 19. Jahrhundert. Er arbeite mit Brüchen und Montagen, sagt Berheide, neben den Melodien gebe es Geräusche und Dissonantes. Wobei er das Stück für eine durchaus romantische Besetzung schreibt: Klarinette, Horn, Klavier, Geige, Bratsche und Cello.
Nachdem er sein Stück am 22. Januar abgegeben haben wird, kehrt Berheide zurück nach Düsseldorf, wo er Komposition studierte und derzeit noch mit einem Aufbaustudium beschäftigt ist. Den einen oder anderen Preis hat Berheide bereits gewonnen und seine Werke wurden zum Beispiel von den Thüringer Symphonikern oder dem Dresdner Kammerchor aufgeführt. „Leben“, sagt Berheide, „kann ich davon nicht. Aber ich versuch’s. Ich habe noch genug Optimismus.“ KLAUS IRLER