Hartz IV : Karriere einer Angst-Vokabel
Die Verunsicherung ist groß rund um Hartz IV. Bizarre Begriffe und kryptische Kürzel dröhnen der Bevölkerung in den Ohren. Selbst in schniekeren Wohnvierteln raunt es von ALG II, Zumutbarkeitsgrenzen, Maßnahmen-Paletten und Qualifizierungsmodulen. Bei all dem Politsprech sollte man nicht vergessen: Hartz IV ist kein Geheimrezept für ein Jobwunder, sondern es regelt, technisch, die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. Und inhaltlich heißt es: Zwang zur Arbeit.
kommentarvon markus jox
Der „Vertrauensgewinn“, den sich Rot-Grün durch die Neuerung in der Arbeitsmarktpolitik versprochen hatte, ist aber nirgends in Sicht. Das Gesetz, in der Modernisierungsrhetorik der Bundesregierung ein Baustein der Agenda 2010, hat eine verheerende Begriffskarriere hinter sich: Hartz IV wurde zur Angst-Vokabel für viele Menschen – mit Albträumen von ellenlangen Formularen, Preisgabe aller Vermögensverhältnisse und demütigenden Behördengängen.
Selbst wenn der von der GAL bereits prophezeite „administrative GAU“ vermieden und fleißige Hamburger Lieschen die Verhartzung auf den letzten Drücker hinschustern, bleiben dicke Fragezeichen. Denn sogar die Ein- oder Zwei-Euro-Jobs in Museen oder Kindergärten, mit denen sich Langzeitarbeitslose ihre Stütze verdienen sollen, gibt es nicht unbegrenzt.
Wer seine „Reform“-Gesetze so wenig erklärt und sie derart durchpeitscht, braucht sich nicht zu wundern, wenn er die Wähler einer populistischen Linkspartei in die Arme treibt.