Hartz IV : Unsozial und schlecht gemacht
Die Hartz-Gesetze sind nicht nur unsozial, sondern auch handwerklich schlecht gemacht: Statt offensiv auf optimale Qualifikationen gerade durch die soziale Stabilisierung finanziell schwacher Familien zu setzen, verteilt die Politik verschämt so genannte Aktivierungsmittel, mit denen gerade Langzeitarbeitslose wieder an den Arbeitsmarkt „herangeführt“ werden sollen. Der Subtext: Arbeitssuchende sind faul und unfähig, pünktlich aufzustehen. Die Folge: Der Niedriglohnsektor entsteht heimlich.
KOMMENTAR VONANDREAS WYPUTTA
Denn statt gesellschaftlich sinnvolle Arbeit entsprechend zu honorieren, sollen bald finanziell Schwache für ein bis zwei Euro zwangsverpflichtet werden. Zusammen mit Wohn- und Arbeitslosengeld II erhielten sie schließlich bis zu 1.000 Euro an Transferzahlungen, argumentiert nicht nur der stellvertretende Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Heinrich Alt. „Jede Friseuse“ verdiene weniger.
Eine Unverschämtheit: Natürlich werden gerade klamme Kommunen kaum der Versuchung widerstehen können, teure Vollzeitkräfte durch billige Hartz-Opfer zu ersetzen. Dadurch aber wird selbstverständlich das gesamte Lohnniveau unter Druck geraten. Für 1.000 Euro ist jeder Job zu machen – das ist die Botschaft, die mit Hartz an jeden Personalchef geht, mit allen Folgen für die Binnennachfrage und der damit völlig vom Export abhängigen Konjunktur. Reguläre Jobs entstehen so garantiert nicht.