Happening & Vielschichtigkeit : Einsame Runden
Nils Schuhmacher
Die Kategorisierung Noiserock haftet den aus New York stammenden Japanther mangels Alternativen seit ihren ersten Veröffentlichungen vor zwölf Jahren an. Dabei ist es fraglich, ob das Duo mit dem Begriff wirklich angemessen beschrieben ist. Zwar sind sie oft so geradeaus und unterkomplex wie die Ramones und die Thermals (auch in diesen Tagen in der Stadt), dabei aber auf mehr an Artperformance als an Proberaum erinnernde Weise lo-fi: Wie eine abgehalfterte Surfband durch ölige Wellen in Richtung eines verkackten Strandes strebend, aber stets mit einem unüberhörbaren subversiven Schalk und höhnischen Melodien ausgestattet, sind die Auftritte der Band vor allem eins: ein Happening im Garagenformat. Mo, 21. 10., 20 Uhr, Molotow
Das Chanson nannte Kurt Tucholsky einmal „Welttheater in drei Minuten“. In diesem Sinne liefert Amanda Palmer – auch bereits mit ihrer Band Dresden Dolls – eine moderne popkulturelle Fassung der Möglichkeit, in sehr kurzer Zeit ein großes schillerndes Universum zu entfalten. Palmers Songs oszillieren zwischen Hit, Spiel, dem Cabaret der 20er-Jahre und der Idee menschlicher Emanzipation (bei der der Einsatz des Körpers eben sehr viel mehr darstellt als eine Diskussionen und Verkäufe ankurbelnde Selbstvermarktungsstrategie). Nicht zuletzt verleiht Palmers Stimme, am Rande der Gebrochenheit angesiedelt, dem Ganzen seinen existenziellen Charakter. Das 2008 erschienene Album „Who killed Amanda Palmer“ basierte noch stark auf Piano-Kompositionen, in das orchestrale Momente eingestreut waren. Das nun erschienene „Theatre is Evil“ wartet demgegenüber stärker mit klassischer Bandinstrumentierung auf. So oder so: In den höheren Lagen wunderbar vielschichtiger Popmusik dreht Amanda Palmer weiter einsam ihre Runden. Di, 29. 10., 19 Uhr, Gruenspan