Handballerinnen brauchen neuen Sponsor: Oldenburgerinnen bald energielos
Energieversorger EWE zieht sich als Hauptsponsor des Bundeligisten VfL Oldenburg zurück und reißt eine riesige Lücke. Der Hausmeister hatte nun eine rettende Idee
Der langjährige Hauptsponsor EWE AG, das fünftgrößte Energieversorgungsunternehmen in Deutschland, kündigte vor wenigen Wochen an, sein finanzielles Engagement beim VfL Oldenburg erheblich zurückzufahren. Von derzeit 500.000 Euro sinkt es nach Informationen der Nordwestzeitung in der kommenden Saison um 125.000 Euro. In der Saison 2018/19 wird EWE als Nebensponsor nur noch 50.000 Euro in den Verein einbringen. Das ist nicht mehr als eine Geste.
Solch einen Rückzug auf Raten hat es auch schon beim Volleyball-Team Hamburg gegeben. Deren Hauptsponsor Aurubis verabschiedete sich ebenfalls in Stufen. Die Folge: VT Hamburg stieg aus der Bundesliga ab und dümpelt im Mittelfeld der Zweitliga-Tabelle herum. Ob der Verein im höherklassigen Volleyball überhaupt eine Zukunft hat, ist sehr fraglich.
Die EWE verkaufte den Rückzug so, als wäre auch in Zukunft alles ganz prima. „Natürlich bleiben wir dem VfL treu, machen aber in der Saison 2018/19 Platz für einen neuen Hauptsponsor“, sagte Christian Blömer, Leiter Konzernkommunikation und Marke bei EWE. Das hört sich so an, als reihten sich die Unternehmen hintereinander auf im begierigen Bestreben, neuer Hauptsponsor der Handball-Frauen zu werden.
„Eine solche Schlange habe ich noch nicht festgestellt“, sagt Peter Görgen, Geschäftsführer der VfL Oldenburg GmbH. Verärgert über die EWE AG, die die Basketball-Bundesliga-Männer aus Oldenburg weiter großzügig unterstützen wird, sei er nicht. „Ich kann nicht enttäuscht sein von EWE. Die sind 1998 eingestiegen und haben uns immer unterstützt, 18 Jahre lang.“
Nun muss ein neuer Premium-Unterstützer her – oder mehrere Unternehmen als Alternative zu dem bisherigen Modell. Der Mann, der diese Geldgeber finden soll, ist Willi Lemke. Wie die Oldenburger auf den ehemaligen UN-Sonderberater Sport und langjährigen Manager des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen gekommen sind, ist kurios. Der Hausmeister beim VfL, Jens Krey, hat alles auf den Weg gebracht.
Er hörte im Radio ein Interview mit Lemke, in dem dieser sagte, dass er sich nach seinem Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat bei Werder nicht ausgelastet fühle und er gerne eine neue Aufgabe annähme. Krey dachte sofort an den VfL. Er informierte Görgen, der die Idee des Hausmeisters zunächst für ziemlich verrückt hielt. Aber er sprach mit VfL-Cheftrainer Leszek Krowicki, der im Mai 1994 mit Lemke auf dem Balkon des Bremer Rathauses gestanden hatte. Damals feierten Zehntausende den DFB-Pokalsieg von Werder und die Handball-Meisterschaft des TuS Walle. Krowicki war damals Walles Trainer.
Mit einem Foto von damals in der Tasche ging Krowicki in das zuvor mit Lemke am Telefon abgesprochene Treffen. Der 70-Jährige schlug ein. „Ich will dem VfL Oldenburg helfen. Ich verspreche nicht, dass mir das gelingt. Ich verspreche aber, dass ich mir ganz, ganz große Mühe geben werde“, sagte Lemke bei einem Empfang. Die Unternehmen der Region könnten sich auf Hausbesuche einstellen. „Ich appelliere an alle: Wir müssen hier gemeinsam etwas bewegen“, sagte Lemke.
Görgen verspricht sich von Lemke Netzwerk, Verbindungen und Engagement. Die Gespräche mit den Unternehmen seien angelaufen. Nun warte man auf Rückmeldungen.
Die Saison 2017/18 sei finanziell gesichert, die Bundesliga-Lizenz werde der VfL mühelos bekommen, sagt Görgen. Und das Team sei in jedem Fall stark genug für den Klassenerhalt. Was aber danach kommt, stehe derzeit in den Sternen.
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