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Handball in MannheimDer Auftrag heißt Weltklasse

Mit Ehrgeiz, viel Geld und seit September auch mit neuem Trainer streben die Rhein-Neckar Löwen an die internationale Spitze des Profi-Handballs.

Löwe Bjarte Hakon Myrhol am Boden. Auf geht's, weiter!

MANNHEIM taz | Seinen Arbeitsauftrag beschreibt Gudmundur Gudmundsson mit der Kühle eines isländischen Eisberges. "Unser Plan ist es, in den nächsten fünf Jahren eine der besten Mannschaften der Welt aufzubauen", sagt der Trainer der Rhein-Neckar Löwen. Ausrufezeichen.

Er weiß, dass das ein etwas vorlauter Satz ist, aber er lässt sich davon nicht schrecken. Warum auch? Im Prinzip muss Gudmundsson ja nur wiederholen, was er schon einmal zu Wege gebracht hat, vor zwei Jahren war das. Zur Silbermedaille hat er Island, sein Heimatland, bei den Olympischen Spielen von Peking geführt. Seitdem darf sich der 49-Jährige nicht nur "Sir" nennen, auch das "Große Ritterkreuz" hat man ihm ans Revers geheftet.

Wenn man so will, ist Gudmundsson eine Art isländischer Bundes-Jogi, nur eben nicht im Fußball, sondern im Handball. "Zu Hause bin ich ein sehr bekannter Mann", sagt er denn auch mit listig funkelnden Äuglein. "Oft ist es sogar so, dass ich in einem Geschäft oder Restaurant einen besonders guten Service bekomme."

In Mannheim, wo die Rhein-Neckar Löwen ihre Heimspiele austragen, ist das noch nicht der Fall. Eine Menge Respekt und Anerkennung hat er sich in seiner zweimonatigen Zeit als Löwen-Dompteur aber schon verschafft. Zum Einstand gab es einen Sieg gegen das Weltklasse-Team des FC Barcelona in der Champions League, danach acht Siege und zwei Unentschieden in Bundesliga und Königsklasse.

Erst in der zwölften Partie unter Gudmundssons Führung gingen die Löwen erstmals als Verlierer vom Platz, vergangenen Sonntag bei der 31:32-Niederlage bei der SG Flensburg-Handewitt. "Dort zu verlieren, ist keine Schande. Aber wir haben auch einfach zu schlecht gespielt", sagt Thorsten Storm. "Wir sind dennoch auf einem guten Weg, müssen aber weiter hart an uns arbeiten", stellt der Löwen-Manager fest.

In der Liga wurde viel getuschelt, als die Löwen sich Mitte September nach der ersten Saisonniederlage, einem 29:33 in Magdeburg, von Trainer Ola Lindgren trennten, und Gudmundsson an seiner statt installierten. Zumal konkrete Gründe für die Trennung nicht genannt wurden. Als "mit Sicherheit guten Trainer" lobt Storm den Ex-Coach unvermindert. Leider habe man im Laufe der knapp anderthalb Jahre seines Wirkens erkennen müssen, dass der eher introvertierte Lindgren einfach nicht zu den Löwen und ihrem überaus ehrgeizigen Konzept gepasst hat.

Schon bei seinem Amtsantritt war der Schwede eher eine Art Lückenbüßer. Wunschkandidat der Löwen-Verantwortlichen war damals Noka Serdarusic, der Kieler Meistermacher. "Ola ist ein ganz anderer Typ als Noka, fast der Gegenentwurf zu dem, was wir ursprünglich wollten", sagt Manager Storm im Rückblick. Nun also haben sie einen wie Serdarusic, einen, der aus einer sehr guten Mannschaft mit sehr guten Spielern die vielleicht beste der Welt machen kann. Jedenfalls sind sie fest davon überzeugt.

"Allround-Kommunikator mit 24-Stunden-Zündkerze" nennt der Manager Gudmundur Gudmundsson, Handball-Workaholic nennen ihn andere. "Ich arbeite viel", sagt Gudmundsson selbst. Vor allem: "Ich analysiere viel." Gute acht Stunde pro Gegner nehme allein die Videovorbereitung in Anspruch, 30 bis 40 Minuten dauert die abschließende Besprechung mit der Mannschaft. Dabei analysiere der Trainer den jeweiligen nächsten Gegner nicht nur, er "skelettiert" ihn regelrecht. "Wir reden über alles", sagt Gudmundsson. "Ich versuche die Spieler in meine Gedanken hineinzuziehen."

Dabei sieht er seinen Job in erster Linie als Stabilisator und Entwickler. "Es wurden schon bisher viele Dinge sehr gut gemacht", beurteilt Gudmundsson die Arbeit seiner Vorgänger. Seine dringlichste Aufgabe sei es nun, eine höhere Konstanz ins Löwen-Spiel zu bringen. "Daran hat es zuletzt noch gefehlt." Auch eine Erklärung hierfür lässt sich leicht finden: Der Aufstieg der Löwen ging einfach zu schnell. Konstanz und Stabilität, zumal auf höchstem Niveau, konnte da kaum erreicht werden.

Was bisher nicht war, soll jetzt werden. Längst haben sich die Löwen "zu einem der besten Teams der Liga" (Manager Storm) emporgearbeitet, nun soll Gudmundsson die letzte Spitze setzen. Die Zeit der ständigen Personalwechsel soll vorbei sein, stattdessen ist es geplant, die ebenso hochklassige wie hochpreisige Basis nach und nach durch zusätzliche Extraklasse zu veredeln. Am dazu notwendigen Geld fehlt es den Löwen keineswegs. Das Jahr 2015 haben sie sich als Zielpunkt auserkoren, zumindest offiziell.

Wie weit sie auf ihrem Weg schon fortgeschritten sind, können die Löwen indes schon in den kommenden 14 Tagen austesten. Gleich drei Mal spielen sie da in Liga und Champions League gegen Kiel. Der THW war in den letzten Jahren das, was die Löwen erst noch werden wollen. "An einem guten Tag, an dem fast alles klappt, können auch wir Kiel schlagen. Aber es muss dann wirklich alles passen", glaubt Manager Storm. Er weiß aber auch: "Jede Entwicklungsstufe braucht ihre Zeit. Niemand kann zaubern."

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