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Archiv-Artikel

Hamburgs neue Mitte

Die bislang vernachlässigten Stadtteile Wilhelmsburg und Veddel bekommen zentrale Bedeutung in der Stadtentwicklung. Eine Entwurfswerkstatt zauberte Ideen hervor

Gesellschaftliche Prozesse entwickeln sich bekanntlich in Sprüngen und Stadtentwicklung allemal, vornehmlich in Hamburg. Es steht an der „Sprung über die Elbe“ – und damit der nicht im Fluss endet, hat die Baubehörde unter diesem Titel einen mehrtägigen Workshop veranstaltet. Eine Woche lang bis gestern haben mehrere Dutzend Architekten, Städte- und Landschaftsplaner sich die Köpfe darüber zerbrochen, wie der Raum zwischen Innenstadt und Harburg zu gestalten sei. Heraus kam das, was Oberbaudirektor Jörn Walter „inspirierende Konzepte“ nennt.

Wilhelmsburg und Veddel, zwei der meist vernachlässigten Stadtteile Hamburgs, werden in wenigen Jahren kaum wiederzuerkennen sein. Denn hier liegt, so die übereinstimmende Ansicht der Experten, „Hamburgs neue Mitte“. Die zentrale Entwicklungsachse von der City durch Speicherstadt und Hafen-City nach Harburg verläuft durch sie hindurch. Das zeigt zwar schon ein kurzer Blick auf den Stadtplan, was aber bislang fehlt, ist ein Plan für die Stadt. Und damit soll nun Schluss sein.

Rings um das Gelände der Gartenbauausstellung 2013 östlich der Reichsstraße sollen, so einer der Entwürfe, „neue, umfangreiche Wasserflächen“ entstehen, um die sich Rathaus, Bürgerhaus und weitere öffentliche Einrichtungen gruppieren. Stichkanäle könnten Verbindungen zum bislang unwirtlichen Hafenviertel Reihersteig schaffen, denn Wilhelmsburg „muss ans Wasser“, so der einheitliche Tenor der Entwürfe.

Wagemutige Pläne beziehen selbst Teile des Müllbergs Georgswerder und des benachbarten Spülfeldes in die Gestaltung mit ein, andere setzen gar zum weiteren „Sprung über die Süderelbe“ an. Die Vernetzung mit dem Harburger Binnenhafen fällt allerdings sehr unterschiedlich aus – Wohn- und Gewerbeflächen sind ebenso in der Diskussion wie Uferbiotope, eine Parklandschaft auf der Harburger Schlossinsel und gar ein Wilhelmsburger Südstrand.

Bausenator Mario Mettbach (Schill) freute sich denn auch über „diese vielen innovativen Ideen“ und versprach, das Beste in das Senatskonzept „Wachsende Stadt“ einfließen zu lassen. Weshalb ein langjähriger Streit darüber droht, was denn das Beste sei. sven-michael veit

Entwürfe sind zu besichtigen vom 29.7. bis 14.8, tgl. 9 - 19 Uhr, Schuppen 52a, Australiastr. (Freihafen).