Hamburgs Rechte : Gerangel um Schills Erbe
Der Streit um das Erbe des Ronald Barnabas Schill ist eröffnet. Und es gibt einiges zu verteilen: Fast jede fünfte Wahlstimme holte der exzentrische Hau-Drauf-Richter bei den Bürgerschaftswahlen 2001 im ehemals roten Hamburg; ein Potenzial, das seine Erben sich nun gerne unter den Nagel reißen würden.
Kommentar von Marco Carini
Ob und wem das gelingt, ist offen. Kusch, der narzisstische Selbstdarsteller, hat nur sich selber zu bieten – Programm und Mitglieder Fehlanzeige. Aber der Ex-Staatsanwalt, der sich stets in feinem Zwirn kleidet, ist das telegenste Zugpferd im rechten Stall. Nockemann und Frühauf ihrerseits verfügen zumindest über ein Pottpourri politischer Forderungen und eine rudimentäre Parteistruktur. Aber Ausstrahlung? Die beiden Ex-Schillianer verfügen in etwa über den Charme eines Küchenstuhls. Was mehr nutzt für die zu erwartende gegenseitige Zerfleischung, ist noch nicht ausgemacht.
Ob Kusch oder Nockemann eine Chance haben, wird dabei vor allem von den Medien abhängen, deren Resonanz auch Schill seinen Erfolg verdankte. Und davon, ob die Rechtsausleger die CDU vor sich her treiben können wie vor fünf Jahren die damals regierende SPD. Erobern die Ex-Senatoren erst die Lufthoheit über den Hamburger Stammtischen, dann kann ihnen auch der Sprung ins Parlament gelingen.
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