Hamburgs CDU : Unsichere Unionisten
Ole von Beust hat ein Problem. Es heißt CDU. Die eigene Partei ist das größte Hindernis bei seinem Bemühen, in gut zwei Jahren an der Wahlurne die absolute Mehrheit zu verteidigen. Hinter dem Bürgermeister steht ein Haufen unsicherer Unionisten.
Kommentarvon Sven-Michael Veit
Der Zustand der Hamburger Christdemokratie spottet jeder Beschreibung, die Mitgliederwerbung mancher Kreisfürsten und Ortsvorsteher würde selbst Anbieter von Rheumadeckenkaffeefahrten peinlich berühren. Waren es voriges Jahr Bestechungsvorwürfe, illegale Beschäftigungsverhältnisse und gar Kinderpornos, welche die Fraktion in der Bürgerschaft fast platzen ließen, entern nun Karrieristen mit angeheuerten Claqueuren ganze Ortsvereine.
Der Landesvorstand aber ist zahnlos, und der Parteichef selbst ebenfalls. Zwar ist ein Großteil der Macht in der Tat formal bei den Kreisvorständen konzentriert, Kraftproben jedoch scheut Dirk Fischer. Beschwörungsformeln murmelnd degradiert er sich selbst zum Frühstücksdirektor, der Sitzungen leiten darf, aber nicht auf den Tisch hauen. Er will integrieren, die anderen intrigieren munter weiter vor sich hin – so kann man noch lange ein Parteivorsitzender bleiben, der Pelze trocken wäscht.
Der starke Mann aber bleibt Ole von Beust. Der hebt einmal warnend die Stimme, und schon tun alle zumindest so, als ob sie sich vertrügen. Dabei weiß der Bürgermeister genau, dass mit dieser Partei kein Staat zu machen ist.
Das muss er schon selbst tun.
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