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Archiv-Artikel

Hamburger Rad rollt aus

Beschäftigungsgesellschaft Hamburger Arbeit nimmt Aluschweißen aus ihrem Programm. Dadurch kann das Spezialrad nicht mehr gebaut werden

Es hätte so schön sein können. Ein neu entwickeltes Fahrrad mit Vorderradantrieb sollte ab Mai bei der Hamburger Arbeit (HAB) in Serie gehen. Doch jetzt droht der technischen Innovation mit dem werbewirksamen Namen „Hamburger Rad“ das Aus. Der Grund: Die HAB verändert die Bedingungen ihrer Qualifizierungsmaßnahmen für Sozialhilfeempfänger. Das hat mittelbar zur Folge, dass in Zukunft der spezialgefertigte Aluminum-Rahmen nicht mehr in der Wilhelmsburger Betriebstätte am Veringhof geschweißt werden kann. Lediglich 20 Räder sollen noch produziert werden.

In bisher 19 Monaten wurden Sozialhilfeempfänger zum Metallbauhelfer qualifiziert. Eine Schulung im anspruchsvollen Alu-Schweißen gehörte dazu. Noch vor ein paar Jahren wurden „Aluminiumrohrschweißer sofort vom ersten Arbeitsmarkt aufgenommen“, berichtet Gerd Knop, Beauftragter der Beschäftigungsinitiative „Hamburger Netzwerk“, die hinter dem Fahrrad-Projekt steht.

Doch die Bedingungen haben sich verschärft. „Die Leute sind nicht unbedingt schlechter geworden“, erklärt Holger Glüsing, zuständiger HAB-Bereichsleiter, der das Rad mit entwickelte. „Eher haben sich die Anforderungen des ersten Arbeitsmarktes verändert.“ Den Sozialhilfeempfängern fehlten jedoch häufig die so genannten Schlüsselqualifikationen, die auch von Alu-Schweißern inzwischen erwartet würden. Priorität hat bei der HAB inzwischen ein möglichst schneller Übergang in einen regulären Job, nicht mehr eine höhere Qualifizierung. Sie hat daher Aluschweißen aus dem AB-Programm gestrichen.

Für einen normalen Hersteller ist das „Hamburger Rad“ nicht interessant, weil die Fertigung zu teuer ist. 1.698 Euro müsste es kosten, so Christian Janz, Anleiter im Metallbereich der HAB. Der HAB-Preis beträgt dagegen nur 990 Euro. Vielleicht letzte Hoffnung: Zurzeit laufen Gespräche mit Beschäftigungsträgern in der Lausitz, die es bauen könnten.

Noch im April schien alles klar für das Projekt. Das „Hamburger Rad“, eine Erfindung des Lehrers Klaus Beck, war serienreif und TÜV-sicher. Der Rahmen brachte dem Fahrrad wegen seiner Form auch den Spitznamen Zick-Zack-Rad ein. Das Besondere ist die bequeme Sitzhaltung. Die Beine fast waagerecht, den Rücken aufrecht angelehnt, ist die Wirbelsäule auf dem voll gefederten Rad optimal gestützt. Anders als beim Liegerad, ist die Sitzhöhe aber genauso wie die eines konventionellen Fahrrads. ANGELA DIETZ