Hamburg am Sonntag : Ein Buch für die Bühne
Rampensau Sven Regener liest aus seinem dialoglastigen Bestseller „Der kleine Bruder“
Dieses Buch ist für eine Live-Darbietung geschrieben, und das liegt zunächst an den vielen Dialogen. Herr Lehmann, wie er über die Transitstrecke nach Westberlin fährt und die Eindrücke mit Beifahrer Wolli diskutiert. Herr Lehmann, wie er nach seinem Bruder sucht und niemand weiß, wo er steckt. Herr Lehmann, wie er sofort ein Teil des Kreuzberger Nachtlebens wird. Ständig wird gelabert. Und Herr Lehmann wird noch nicht Herr Lehmann genannt, sondern Frank.
Sven Regeners „Der kleine Bruder“ ist der letzte Band der „Herr Lehmann“-Trilogie und erzählt die ersten 36 Stunden, die der Bremer Frank Lehmann Anfang der 80er Jahre in Westberlin erlebt. Es treten auf: WG-Mitbewohner, Punks, Hausbesetzer und Avantgardekünstler. Es ist das schwächste Buch der Trilogie, aber für eine Lesung eignet es sich hervorragend: Regener ist als „Element of Crime“-Sänger versiert im Stimmeinsatz und kann mit den vielen Dialogen dementsprechend viel anfangen.
In Hannover sind rund 600 Zuhörer gekommen, um sich Regeners schnoddrige Performance zu erleben. Parallel zum Buch erschien ein Hörbuch, weswegen nicht mal Radiojournalisten die Lesung in Auszügen mitschneiden dürfen. Auf die Live-Verwertung wird hier viel Wert gelegt – dafür verzichtete Regener gerne mal auf die obligatorische Signierstunde. KLI
So, 20.30 Uhr, Schauspielhaus