: Häftlinge sind in China schutzlos
■ Tausende von Unschuldigen seit Niederschlagung des Volksaufstandes in Haft / Laut amnesty international sind Mißhandlungen und Exekutionen in den Gefängnissen an der Tagesordnung
Bonn/London (ai) - Amnesty international hat China am Mittwoch aufgefordert, Rechenschaft über das Schicksal derer abzulegen, die seit dem Massaker im Juni 1989 verhaftet worden sind. Dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Peng hat die Menschenrechtsorganisation eine Liste mit mehr als 650 namentlich identifizierten Gefangenen zugesandt. Seit der Niederschlagung des Volksaufstandes sind Tausende, vermutlich Zehntausende inhaftiert, oft ohne Gerichtsverfahren. Ein Beispiel ist der bekannte Literaturkritiker Liu Xiaobo. Liu hatte als einer der ersten an dem Hungerstreik auf dem Platz des Himmlischen Friedens teilgenommen. Am 6.Juni wurde er verhaftet und soll sich nun im Pekinger Qincheng-Gefängnis befinden.
Vielen der Festgenommenen ist weder Kontakt mit ihrer Familie, noch ein Gespräch mit einem Anwalt erlaubt. Mißhandlung und Folter sind in chinesischen Gefängnissen an der Tagesordnung. Augenzeugen berichten von Prügel, Auspeitschungen und Elektroschocks. Allein in Peking sollen nach dem Armeemassaker mehrere hundert Menschen heimlich exekutiert worden sein. Mehrere Zeugen berichten übereinstimmend, daß Gruppen von Gefangenen nahe der Marco -Polo-Brücke im Südwesten der Stadt erschossen wurden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen