Hadi Teherani, Architekt : Der mit dem Piepmatz
■ studierte in Braunschweig. Gründete 1991 mit Jens Bothe und Kai Richter das Büro BRT Architekten in Hamburg. Foto: dpa
Vor kurzem sagte Hadi Teherani, die deutsche Architektur könne bald wieder international eine Rolle spielen. Und dass er daran nicht ganz unbeteiligt sei. Und was macht der Architekt mit dem kerngesunden Selbstwertgefühl daraufhin? Baut erst einmal ein Vogelhäuschen.
Fragt sich, wer nun den Vogel hat: Ist es der Architekt? Oder sind es nicht eher die Hamburger, die sich darüber belustigen, dass ihr Star-Architekt mit Vorliebe für Bürogroßbauten plötzlich vom Garten als „Oase im Alltag“ zu schwärmen beginnt und sich von einem Gartenmöbelhersteller engagieren lässt? Zugegeben: Der Stoff lädt zum Witzeln ein. Da hatten wir eben noch den smarten, weltgewandten Architekten iranischer Herkunft, dem nach seinem Designer-Glas- und Stahlbauten wie dem „Berliner Bogen“ oder dem „Dockland“ am Fischmarkt halb Hamburg zu Füßen lag; der sich anschickte, die Hansestadt mit einer „Living Bridge“ über die Elbe zu beglücken. Dann haut das mit der Brücke, der Florentiner Ponte-Vecchio nachempfunden, nicht hin, weil den betulichen Hamburgern manchmal der Anschluss an die Tradition noch zu gewagt es. Schon steht der VIP-Party-Löwe als begossener Pudel da. Und jetzt auch noch die Sache mit dem Piepmatz.
Dabei hätte Teherani es durchaus verdient, mit und für sein kleinstes Haus gefeiert zu werden: Die tropfenförmige teakhölzerne Niststelle für „Blaumeise und Co“ (so der Herstellter) fügt sich harmonisch in ihr Umfeld. Was sich von der Europa-Passage, einem Einkaufskomplex, das der Architekt mitten in Hamburgs Altstadt klotzte, nicht gerade sagen ließ. Das Vogelhaus erscheint so als gebaute Selbstkritik.
Auch in einem weiteren Punkt: Während die meisten Teherani-Bauten bislang nur von einer Klientel genutzt werden – von finanzkräftigen Unternehmen – wird das Vogelhäuschen erfüllt sein vom prallen, heterogenen Leben: Am Einflugloch werden Hühner- oder Vogelflöhe und Vogelmilben lauern. Und in den Ritzen und Spalten des Häuschens machen sich Schild- und Lederzecken, Vogelblut- und Lausfliegen sowie Wanzen breit. Teherani hat sein erstes Haus für alle gebaut. MAP