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Archiv-Artikel

HINWEIS AUF DIE LITERATURKRITIK-AUSGABE DER „NEUEN RUNDSCHAU“ Literaturkampf-Strategen und aufsässige Kumpane

„Neue Rundschau: Thesen zur Literaturkritik“. Heft 1/2011. 248 Seiten, 12 Euro

Zum Jubiläum der altehrwürdigen Vierteljahreszeitschrift Neue Rundschau – ob es freilich das 120. oder 121. ist, wie das Vorwort nahelegt, oder das 122. wie auf dem Deckblatt steht, ist etwas unklar; aber wohl auch nicht so wichtig – hatten die herausgebenden Lektoren vom Fischer-Verlag eine Idee: Sie schickten Walter Benjamins 13 Thesen über „Die Technik des Kritikers“ („I. Der Kritiker ist Stratege im Literaturkampf. … XIII. Das Publikum muss stets Unrecht erhalten und sich doch immer durch den Kritiker vertreten fühlen“) an Literaturkritiker mit der Bitte, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Insgesamt 24 Kritiker machten mit, von Helmut Böttiger bis Uwe Wittstock, von Wolfgang Herles bis Gustav Seibt, von taz-Literaturredakteur Dirk Knipphals bis FAZ-Literaturchefin Felicitas von Lovenberg. Das Ergebnis – meist eher taktische Scharmützel als strategische Würfe – kann man jetzt in dem Heft nachlesen, außerdem Tilmann Lahmes Antrittsvorlesung zur Gastprofessor für Literaturkritik in Göttingen und manches mehr: ein hübscher Reigen.

Ganz toll ist die als Beilieger umgesetzte zweite Heftidee: Heinrich Detering stellte according zu Benjamin aus Thomas Manns Schriften „13 Ratschläge für Schriftsteller“ zusammen. Die sind ganz großartig. „2. Ein Dichter ist, kurz gesagt, ein auf allen Gebieten ernsthafter Tätigkeit unbedingt unbrauchbarer, einzig auf Allotria bedachter, dem Staate nicht nur nicht nützlicher, sondern sogar aufsässig gesinnter Kumpan“. – „5. Es ist nicht die Gabe der Erfindung – die der Beseelung ist es, welche den Dichter macht“. – „13. Man muss die Kunst nicht zu ernst nehmen.“ Letzteres ist vielleicht der eleganteste Kommentar zu Benjamins Thesen. taz