■ H.G. Hollein: Accesoire
Die Frau, mit der ich lebe, kennt keine Gnade. Vor allem, wenn es um die krönenden Tüpfelchen zur dekorativen Neugestaltung unseres Nestchens geht. Drei Monate hindurch habe ich schlaftrunken morgens um halb acht eine gnadenlos tatendurstige Parade von Handwerkern zu ihren diversen Renovierungsjobs durchgewunken, derweil sich die Gefährtin mit den aufmunternden Worten „Lass sie bloß nicht hier rein!“ im Schlafzimmer unter die Bettdecke verzog. Jetzt ist alles getan, und die Gefährtin hat Zeit, ihre Tage mit dem Blättern in Einrichtungskatalogen zu beginnen. Und da findet sie viel, dessen wir noch ermangeln. Hier eine Seifenschale, dort ein Mülleimer, da ein Aschenbecher. Natürlich alles „mit Pfiff“. So heißt es denn regelmäßig „Tu viel Geld in deinen Beutel“ und „Du kannst doch heute eben mal bei XY vorbeifahren“. Ich habe ja sonst nichts tun. Nun haben es Dinge mit Pfiff so an sich, dass sie selten im unmittelbaren Einzugsbereich zu finden sind. Und so jage ich denn entspannt kreuz und quer durch unser schönes Hamburg, von dessen geographischer Ausdehnung die Gefährtin ohnehin nie eine besonders präzise Vorstellung hatte. Also eben mal in die Hölle von Schnelsen zum Erwerb von Pallebö und Pillepall, mal eben in jenes schauerliche Agglomerat, das da „Wohnmeile Halstenbek“ heißt, mal eben zum durchgestylten Dekoshop in der Jarrestadt, wo einem nach sechs Wochen Wartezeit gnädig die bestellte Lampe ausgehändigt wird. Auch die Männer von der Mülle winken mich mittlerweile nur noch kollegial durch, wenn ich alle paar Tage – den Kofferaum mal wieder voller Verpackungsmaterial – zum Entsorgen desselben auf den Hof rolle. Abends erwartet mich die Gefährtin dann bereits mit der verheißungsvollen Ankündigung: „Am Wochende könnten wir ja mal zu Teppich Kibek fahren.“ Zumindest daraus, frohlocke ich, wird Gott sei Dank nie etwas. Müsste die Gefährtin dazu doch am Samstag schon vor 14 Uhr das Bett verlassen.
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