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■ H.G. HolleinSaubermann

Die Frau, mit der ich lebe, hat Frühlingsgefühle. So was ist lästig. Ich mag es nun mal nicht, auf dem Balkon zu stehen und, mit Schwamm und Haushaltspapier bewaffnet, zu versuchen, unsere Fenster wieder in einen transparenten Zustand zu versetzen, derweil mir von innen der denunziatorische Finger der Gefährtin in stillem Vorwurf bedeutet: „Da sind noch Streifen.“ Auch schätze ich es nicht, wenn die Gefährtin – kaum dass sich ein Ende meiner Polierfron abzeichnet – bereits mit dem vor selbst attestierter Wichtigkeit zitternden Näschen eines Da-ckels auf Dachsjagd den Fettbelag auf der Oberseite unserer Hängeschränke in der Küche bewittert, um mich dann zu bescheiden: „Kannst du eigentlich gleich mitmachen.“ Zugegeben: Eigentlich kann ich eine ganze Menge, aber wer sagt, dass ich alles wollen muss, was ich kann? Zumal die Gefährtin ohnehin demnächst einen neuen Satz Küchenschränke angeschafft wissen will. Allein, der so gewonnene disputatorische Aufschub ist von kurzer Dauer. Steht doch Madame umgehend fußwippend in der Wohnungstür und hält mir den Wischmopp hin, auf dass ich dem Treppenhaus meine reinigende Aufwartung mache. „Dafür hat dir Mutter den Wischmopp doch extra geschenkt“, heißt es dann mit einem – ansonsten eher seltenen – Anflug töchterlicher Beleidigtheit. So feudele ich den treppauf treppab, während die Gefährtin am Pc an ihrem magnum opus schreibt: Dem „Handbuch der modernen Sklavenhaltung“. Damit wird sie hoffentlich viel Geld verdienen, auf dass wir uns eine richtig große Wohnung leisten können, in der das Putzen einen generalstabsmäßigen Aufwand erfordert, der das organisatorische Potenzial der Gefährtin endlich in extremis fordert. Dann ist es vorbei mit so beiläufig hingeworfenen Anweisungen wie „Putz doch schon mal das Bad, ich lege mich so lange mit meiner Gurkenmaske hin.“ Obwohl: Das putzt eigentlich auch.

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