HEUTE : Im Literaturhaus stellt Ines Geipel ihr Buch zum Erfurter Amoklauf vor
Verstehen wollen ist meist eine Sache, der man etwas dringlicher nachgeht, wenn man vom Verständnis nicht allzu hautnah betroffen ist. Wenn noch ein Distanzraum für die kühle Ratio bleibt. Bohrendes Fragen hält man um einiges leichter aus, wenn man nicht direkt betroffen ist. Als jedenfalls Ines Geipel vor kurzem ihr Buch in Erfurt vorstellte, war das Interesse zwar groß, bei den wirklich Betroffenen aber konnte die Autorin in keinster Weise punkten. „Nehmen Sie Ihr Buch und verlassen Sie die Stadt“, sagte etwa eine Schülerin, wie in der taz-Reportage vom 23. Januar über diese Lesung notiert ist. Das Buch heißt: „Für heute reicht’s“, im Untertitel „Amok in Erfurt“. Das Massaker am Erfurter Gutenberg-Gymnasium, bei dem vor zwei Jahren ein ehemaliger Schüler 13 Lehrer, zwei Mitschüler und einen Polizisten erschossen hat. In ihrem Buch zeichnete Ines Geipel den Mordhergang genau nach, sie recherchierte seine Vorgeschichte, sprach mit Schülern und Angehörigen der Opfer und stellte auch Fragen an die thüringische Landespolitik: Was haben Buchenwald, die Jenaer Euthanasie und das Erfurter Massaker miteinander zu tun? Im Literaturhaus Berlin spricht Ines Geipel heute mit dem Berliner Autor Ulrich Peltzer über ihr Buch.