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Archiv-Artikel

HEINRICH-STEFAN NOELKE, TOD AN DER HASE Säuremörder in Osnabrück

Drei Metzger werden von ihrem Chef entlassen – kurz danach baumelt der mit verätztem Gesicht tot an der Hase

Das Marketing mancher Verlage hat dem Regionalkrimi zu einiger Verbreitung verholfen – und zu einem zweifelhaften Ruf. Sind Regionalkrimis wirklich so provinziell? Das will diese Serie in loser Folge ergründen.

Gemordet und aufgeklärt wird in den unzähligen Regionalkrimis mittlerweile in beinahe jedem Winkel Norddeutschlands. Nun auch in Osnabrück. Hier spielt Heinrich-Stefan Noelkes „Tod an der Hase“ und in seinem dritten Buch wird nicht einfach nur gemordet. Der Chef der „Osning Fleisch GmbH“, Rainer-Maria Kohn, wird regelrecht hingerichtet und öffentlich aufgeknüpft.

Die Osnabrücker Polizei nimmt die Ermittlungen auf und kann sich über zu wenig Verdächtige nicht beklagen. Niemand scheint den Unternehmer gemocht zu haben, nicht einmal seine langjährige Geliebte oder seine Ehefrau. Und weil Kohn seinen Betrieb nach einer medialen Hetzkampagne wegen eines vermeintlichen Gammelfleischskandals schließen wollte, hat er sich auch unter der Belegschaft keine Freunde gemacht. Drei Arbeiter, die sich vom Sensationsreporter Eike Freytag zu einer Falschaussage gegen ihren Chef haben anstiften lassen, wurden von Kohn entlassen – kurz danach baumelte der mit verätztem Gesicht tot an der Hase. Die halbe Stadt scheint ein Motiv gehabt zu haben, Kohn loszuwerden.

„Tod an der Hase“ ist kein klassischer Kommissar-Krimi. Es gibt zwar Kommissar Karl Heeger, aber Noelke lässt den Großteil der Ermittlungen vom Schriftsteller Hero Dyk machen und folgt damit dem Trend weg vom Kommissar, der seit der Millenium-Trilogie von Stieg Larsson um den Journalisten Mikael Blomkvist immer häufiger zu beobachten ist.

Heeger dient als langjähriger Freund von Dyk vor allem dazu, ihm hier und dort Zugang zu einem Tatort zu verschaffen oder ihn mit zu Verhören zu nehmen. Außerdem erfahren wir aus Heegers Vernehmungsprotokollen, die häppchenweise über das Buch verteilt sind, mehr über die verqueren Motive des Säuremörders.

Leider überdreht die Geschichte gen Ende ein bisschen, als Dyks Tochter Lilly und seine ehemalige Lebensgefährtin Hanna immer tiefer in den Fall hineingezogen werden und selbst in Säuregefahr geraten. Irgendwie scheint mit dem gelernten Metzger und Betriebswirt Noelke, der seit drei Jahren in Osnabrück lebt, die Phantasie ein wenig durchgegangen zu sein.

Schade, denn ansonsten ist Noelke mit „Tod an der Hase“ ein recht solider Krimi gelungen, mit erträglicher Lokalkolorit-Dosis, ein bisschen Medienschelte, Gammelfleischskandal und den üblen Folgen des Kleinstadt-Getratsches.ILKA KREUTZTRÄGER

Heinrich-Stefan Noelke, Tod an der Hase, Emons, 207 S., 9,90 Euro