HEIKE HAARHOFF ÜBER DIE VORHABEN DES NEUEN PFLEGEBEVOLLMÄCHTIGTEN : Mehr als leere Versprechungen?
Mehr Hausärzte für alte, pflegebedürftige Menschen in ländlichen Regionen; notfalls durch finanzielle Anreize oder vereinfachte Studienbedingungen. Bessere Bezahlung der Pflegekräfte. Und das Versprechen, dass diese Gesellschaft alles dafür tun muss, dass Menschen dort in Würde alt werden dürfen, wo sie immer gelebt haben: zu Hause.
Es sind weder bahnbrechende noch innovative Erkenntnisse, die der neue Pflegebevollmächtigte der Regierung zur Lösung der Pflegemisere in Deutschland präsentiert hat. Generationen von Ministern, Beauftragten und Beratern vor ihm sind an der Pflegepolitik – einem der Schlüsselthemen des 21. Jahrhunderts – gescheitert: Mal fehlte es zur Umsetzung der Vorsätze am politischen Willen, mal am Geld, mal an Kompromissen zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Häufig an allem.
Dennoch gibt es Hoffnung, dass sich mit Karl-Josef Laumann als neuem Pflegelobbyisten qua Amt etwas ändern könnte zugunsten der Menschen, die seit Jahren von der Politik vertröstet werden: Laumanns Worte haben Gewicht in der Union; jetzt hat die Kanzlerin ihn nach Berlin geholt.
Dazu kommt: Laumann ist ein Menschenfreund. Wenn er Hilfe in Aussicht stellt, dann nicht, um Sprechblasen zu produzieren. In der Welt, aus der der Westfale stammt, gehört sich das einfach: Familien, egal wie zerrüttet, haben in der Not gefälligst zusammenzuhalten, Kinder werden getauft und wachsen in dem festen Glauben auf, dass die Alten zu ehren sind. Und dass man sich folglich um sie kümmert. Es ist ein lebenspraktischer Ansatz, mit dem Laumann Politik macht.
Man muss dieses Weltbild nicht teilen, nicht einmal mit ihm sympathisieren. Aber für die Pflegebedürftigen ist es egal, aus welcher Motivation heraus ein Politiker agiert. Wenn er denn endlich agiert – und liefert.
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