HEIDE OESTREICH ÜBER DEN WUNSCH DER REGIERUNG, TEILZEITKRÄFTE ZU STÄRKEN : Befristete Teilzeit für alle!
Sackgasse Teilzeit. Wie viele Eltern haben die schon kennengelernt? Eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass laut Studien fast 75 Prozent der Mütter mit Kindern zwischen drei und fünf Jahren auf einer Teilzeitstelle festsitzen. In dieser Konstellation gibt es, anders als bei der dreijährigen Elternzeit, keinen Anspruch auf die Rückkehr zu einer höheren Stundenzahl. Wenn die Regierung dieses Problem „in Angriff nehmen“ würde, wie Familienministerin Kristina Schröder am Wochenende ankündigte, dann wäre das eine historische Großtat.
Denn die meisten dieser Mütter würden gern mehr arbeiten. Das scheiterte bisher an zwei Problemen: zum einen an den beschränkten Öffnungszeiten von Kitas. An dieser Lage wird sich mit dem Kita-Ausbau in den nächsten Jahren hoffentlich etwas ändern. Das zweite Problem sind die ArbeitgeberInnen. Sie haben sich damit abgefunden, Teilzeitmütter auf Stellen zu setzen, die keine große Karriere versprechen: der „Mommy-Track“, von dem man nicht mehr herunterkommt. Kommt nun so eine Mutter und will 30 statt 20 Stunden arbeiten, dann sagen die ArbeitgeberInnen heute: „Sorry, ist gerade nichts frei“, und das war’s.
Ein echter Rechtsanspruch auf Aufstockung für alle ist damit nur ein schöner Traum. Denn man kann ArbeitgeberInnen kaum vorschreiben, wie viel Mehrarbeit sie zu einem beliebigen Zeitpunkt zur Verfügung stellen müssen. Doch wenn man den Teilzeitanspruch befristet und auf bestimmte Lebenslagen (Pflege oder Kindererziehung) beschränkt, dann können ArbeitgeberInnen durchaus damit planen. Dennoch ist schwer vorstellbar, dass Schwarz-Gelb so die ArbeitnehmerInnenrechte stärkt. Was Schröder mit „in Angriff nehmen“ meint, muss sie uns deshalb erst noch verraten.